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Cape Palliser und Kaitoke Regionalpark

Neuseeland ist für viele eng verknüpft mit den wunderschönen Landschaften aus den beiden Abenteuerfilmen Der Herr der Ringe und Der Hobbit. Viele Sequenzen der beiden Trilogien wurden in Neuseeland gedreht und einige Drehorte können noch heute besichtigt werden. Bis jetzt gingen wir aber diesen sehr touristisch vermarkteten Orten mehrheitlich aus dem Weg. Im Süden der Nordinsel soll es aber ein paar Orte geben, die nicht so überlaufen sein sollen. Also machten wir uns auf ins Reich der Fantasy-Abenteuer.

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Cape Palliser Leuchtturm

Bevor wir uns aber auf die Spuren von Frodo und seinen Gefährten machten steuerten wir das abgelegene Küstenörtchen Ngawi beim Cape Palliser an. Dort, im äussersten Süden der Nordinsel, ist die Umgebung rau und stark vom Meer geprägt. Bei unserer Ankunft am späteren Nachmittag erstrahlte die karge Landschaft aber in warmem Sonnenlicht. Wir beschlossen, trotz längerer Anfahrt, noch eine Erkundungstour zu unternehmen, denn in der näheren Umgebung gab es ein paar lohnende Sehenswürdigkeiten.

Gleich hinter Ngawi endete die asphaltierte Strasse. Über eine Schotterpiste ging es weiter der Küste entlang Richtung Osten. Bereits nach kurzer Zeit erblickten wir in der Ferne den dominanten Leuchtturm, der den Schiffen in der Nacht den Weg weist. Er wurde auf einem erhöhten Felsvorsprung errichtet damit er von weit her zu sehen ist.

Cape Palliser - Cape Palliser Leuchtturm
Cape Palliser Leuchtturm

Lange Zeit musste der Leuchtturm-Wärter in der Dunkelheit und bei jedem Wetter den steilen Aufstieg auf die Klippe meistern, was nicht immer ganz ungefährlich war. Heute ist der Leuchtturm voll automatisiert von Wellington aus gesteuert und für Touristen komfortabel über 252 Treppenstufen erreichbar.

Cape Palliser - Aufstieg zum Cape Palliser Leuchtturm
Aufstieg zum Cape Palliser Leuchtturm

Von oben hatten wir eine wunderschöne Aussicht auf die schroffe und vom Wind und Meer geprägte Küste. Der Wind war bei unserem Besuch dermassen stark dass die Gischt der Wellen in alle Himmelsrichtungen verweht wurde. Es entstanden riesige, weisse Wasserfahnen, die auf dem Meer herumtanzten.

Cape Palliser - Tanzende Wasserfahnen
Tanzende Wasserfahnen

Auch wir mussten unsere Kameras und Hüte gut festhalten. So heftigen Wind hatte ich noch selten erlebt. Die Böen waren zum Teil dermassen stark, dass es mich manchmal fast umwarf.

Cape Palliser - Cape Palliser Leuchtturm
Cape Palliser Leuchtturm

Fellrobben in freier Wildbahn

Das nächste Ziel war eine kleine Landzunge in der Nähe vom Leuchtturm. Dort kann nämlich eine Robbenkolonie in freier Wildbahn und aus nächster Nähe beobachtet werden. Die schroffen Felsen dienen den Fellrobben als Schutz vor der starken Brandung. Dort können sie sich in aller Ruhe von der Jagd erholen, sonnen und neue Energie tanken.

Vorsichtig suchten wir uns einen Weg an den ersten Robben vorbei zu einem erhöhten Felsen, um einen guten Überblick zu erhalten und das Geschehen aus der Nähe betrachten zu können. Auf den Felsen konnten wir uns relativ nahe an die Tiere herantasten und sie bestens beobachten, ohne sie zu stören.

Cape Palliser - Beste Plätze für die Beobachtung von Fellrobben
Beste Plätze für die Beobachtung von Fellrobben

Diese schien unsere Anwesenheit zum Glück in keinster Weise zu stören und sie gingen eifrig ihrem Tagesgeschäft nach. Die Gruppe bestand grossenteils aus Muttertieren mit ihren Jungen. Die meisten Mütter lagen ruhig in der Sonne und dösten vor sich hin.

Cape Palliser - Fellrobbenweibchen
Fellrobbenweibchen

Die Kleinen schauten neugierig umher, machten sich bei ihren Müttern lautstark bemerkbar oder gingen selber in der näheren Umgebung auf Entdeckungstour. Die Kleinen waren an Land noch ziemlich unbeholfen und bewegten sich tollpatschig zwischen den Felsen.

Cape Palliser - Jungtier
Jungtier

Da zeigten die grösseren Tiere schon ausgefeiltere Techniken. Obwohl die Robben auf den ersten Blick eher schwerfällig und ungeschickt wirken kletterten sie gekonnt und flink auch auf höhere Felsblöcke. Ich war erstaunt, wie agil sie auch ausserhalb des Wassers waren.

Cape Palliser - Männchen
Männchen

Die Alphamännchen dösten in den unmöglichsten Stellungen vor sich hin. Ab und zu erhob sich einer, was den Weibchen mit ihren Jungen überhaupt nicht gefiel. Mit Schnappbissen verjagten sie die aufdringlichen Alphamännchen wieder.

Cape Palliser - Weibchen gibt den Tarif durch
Weibchen gibt den Tarif durch

Zwischendurch brachte ein jüngeres Männchen etwas Bewegung ins Spiel, was wiederum den Alphamännchen überhaupt nicht gefiel. Lautstark vertrieben sie die jüngeren Männchen und verteidigten ihren Platz und die Weibchen. Auch untereinander stritten die jungen Männchen immer wieder um ihren Rang. Es herrschte auf der einen Seite ein reges Treiben, zum anderen aber auch eine entspannte und verschlafene Atmosphäre.

Cape Palliser - Alphamännchen
Alphamännchen

Es war äusserst spannend, die Robben in freier Wildbahn beobachten zu können, wie sie ihr natürliches Verhalten zeigten und ihren alltäglichen Routinen nachgingen. Wir konnten das Schauspiel in der Abendsonne in aller Ruhe geniessen, denn ausser uns war niemand da. Insgeheim hoffte ich, dass das noch lange so bleiben wird. Nicht dass ich ein solches Erlebnis anderen nicht gönnen würde, aber ich hoffte, dass sich der Besucherandrang auch in Zukunft in Grenzen hält und sich diejenigen, die einen solchen Moment erleben dürfen, entsprechend verhalten und die Tiere nicht unnötig stören. Denn dann bleibt auch der Zugang zu den Wildtieren frei und bietet denjenigen, die die lange Anfahrt auf sich nehmen, ein einmaliges Erlebnis. Es wäre äusserst schade, wenn auch dort eines Tages Abschrankungen stehen müssten um die Tiere zu schützen.

 

Putangirua Pinnacles

Nach den Erlebnissen am südlichsten Punkt der Nordinsel wollten wir uns endlich auf die Spuren der Hobbits machen. Einer der Drehorte war bei den Putangirua Pinnacles. Diese speziellen Gesteinstürme entstanden durch Verwitterung. Der Regen wusch Sand und Schlick aus und legte das darunterliegende Grundgestein frei. Die Gräben wurden im Laufe der Zeit immer tiefer und aus den Wänden entstanden riesige Gesteinssäulen, sogenannte Hoodoos.

Ich war gespannt, ob ich die dort gedrehten Szenen aus dem Film wiedererkennen würde. Trotz wolkenverhangenem Himmel machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg. Dieser führte uns zunächst durch ein breites Flussbett immer weiter ins Hinterland. Das Tal wurde immer enger. Ein Wegweiser schickte uns dann in einen Seitenarm, der weiter anstieg und schliesslich zu den ersten grauen Gesteinstürmen führte, die wie Säulen in den Himmel ragten.

Cape Palliser - Putangirua Pinnacles
Putangirua Pinnacles

Wir folgten einem kleinen Graben immer weiter hinein in das verzweigte Säulen-Labyrinth. Die riesigen Hoodoos ragten duzende Meter in den Himmel. Ich war fasziniert von der immensen Grösse und Formenvielfalt der Türme. Die Natur hat in dieser skurrilen und schon fast surreal wirkenden Landschaft wieder einmal ein Meisterwerk vollbracht. Also ideal für die Filmkulisse eines Fantasy-Abenteuers.

Cape Palliser - Putangirua Pinnacles
Putangirua Pinnacles

Obwohl die Türme als Filmkulisse bei Herr der Ringe dienten war niemand sonst hier. Auch auf dem Weg sahen wir nur wenige andere Touristen. Der Hype schien wohl bereits etwas abgeflaut. Immerhin konnten wir so diesen einmaligen Ort und die spezielle Atmosphäre alleine geniessen.

Im Schatten der Türme diskutierten wir lange, welche Szene an diesem Ort nun gedreht wurde. Ehrlich gesagt konnten wir uns nicht wirklich einigen. Ein paar Ideen hatten wir, aber so richtig überzeugend war keine. Wir mussten uns irgendwann zugestehen, dass wir uns beide nur noch vage an den Film erinnern konnten und wir fragten uns, wann die Trilogie denn eigentlich gedreht wurde. Uns schien es auf der einen Seite noch gar nicht so lange her und alles noch präsent, auf der anderen Seite hatten wir aber grosse Mühe, uns konkret an einzelne Szenen zu erinnern.

Cape Palliser - Putangirua Pinnacles
Putangirua Pinnacles

Bevor wir zurück zum Campervan liefen machten wir noch einen kurzen Abstecher zu einem Aussichtspunkt. Der Weg führte der Krete des Seitenarms entlang weiter nach oben, wo wir eine schöne Draufsicht auf die Putangirua Pinnacles hatten.

Cape Palliser - Putangirua Pinnacles
Putangirua Pinnacles

Dann machten wir uns mit vielen offenen Fragen auf den Rückweg. Beim Campervan mussten wir natürlich als erstes nachschauen, wann die Filme denn eigentlich erschienen sind. Mit Schrecken stellten wir fest, dass Frodo und seine Gefährten bereits 2001 das erste Mal in den Kinos erschienen. Das war vor über 16 Jahren. Wir waren baff, hatten damit aber zumindest eine Erklärung, warum wir uns nur noch lückenhaft an einzelne Szenen erinnern konnten. Welche Szene genau in den Pinnacles gedreht wurde blieb uns aber weiterhin rätselhaft. Dafür müssten wir wohl den Film nochmals schauen.

 

Kaitoke Regionalpark

Der Kaitoke Regionalpark liegt nicht einmal 1h nördlich von der Hauptstadt Wellington und bot sich für uns somit ideal als letzter Stopp vor der Überfahrt auf die Südinsel an. Dort sollen auch die Szenen aus Rivendell, dem Zuhause von Legolas und den Elfen, gedreht worden sein. In Deutsch ist Rivendell besser bekannt als Bruchtal. Wir waren gespannt, ob wir uns wenigstens dort an einige der Szenen aus den Filmen erinnern würden.

Die Anfahrt war kurz. Vom Campingplatz des Regionalparks waren es nur wenige Minuten bis zum Besucherparkplatz und von dort ein kurzer Fussmarsch zu den Drehorten. Rivendell ist im Vergleich zu anderen Drehorten gut ausgeschildert. Auf mehreren Tafeln wird den Besuchern anschaulich erklärt, wo welche Szene gedreht wurde. Und tatsächlich erkannten wir die einzelnen Szenen auf den Bildern wieder.

Leider wurden aber sämtliche Filmrequisiten nach Abschluss der Dreharbeiten wieder abgebaut. Lediglich ein paar Bäume und Stäucher sahen auch nach über 16 Jahren noch fast immer gleich aus. Auch der Standort von Legolas‘ Filmplakat war noch eindeutig zu erkennen. Wir konnten aber nur noch vermuten, wie das Filmset damals ausgesehen haben mag. Lediglich eine Nachbildung des Eingangstores, durch welches Frodo und seine Gefährten Rivendell verlassen hatten, stand noch einsam da.

Auf der einen Seite war es etwas schade, dass fast nichts mehr an die Dreharbeiten und den Film erinnerte. Auf der anderen Seite war es aber auch schön zu sehen, dass sich die Natur prächtig von den menschlichen Eingriffen erholt hatte.

Der Kaitoke Regionalpark hat aber noch viel mehr zu bieten als Rivendell. So nutzten wir den Nachmittag, um einen Steifzug durch die ausgedehnten Regenwälder zu unternehmen. Der neuseeländische Regenwald entzückte mich wieder. Das Farn im Untergrund, die Farnbäume und auch die übrigen, riesigen Bäume waren ein gelungener Abschluss von unserem Besuch.

Kaitoke Regional Park - Kaitoke Regional Park
Kaitoke Regional Park
Kaitoke Regional Park - Kaitoke Regional Park
Kaitoke Regional Park

Fazit

Der etwas weitere Abstecher zum Cape Palliser hat sich für mich mehr als gelohnt. Die karge, windige Küstenlandschaft bot an sich bereits einen einzigartigen Anblick und hat mich mit ihrer wilden Schönheit beeindruckt. Der malerisch gelegene Leuchtturm auf den Klippen war ebenfalls sehr schön und bot beste Aussichten auf die Küste. Und so starke Winde wie dort oben hatte ich noch selten erlebt. Auch die Robbenkolonie faszinierte mich. Alleine konnten wir die Tiere in aller Ruhe beobachten und waren an keine Absperrungen und Abschrankungen gebunden. Natürlich hielten wir immer ausreichend Abstand. Diese Tiere aus der Nähe beobachten zu können war ein grosses Privileg und ein einmaliges Erlebnis.

Die Spurensuche nach Frodo und seinen Gefährten war dann etwas weniger erfolgreich. Mit Schrecken stellte ich fest, dass der erste Film bereits vor über 16 Jahren erschienen ist. Meine Erinnerungen an die Filmszenen waren lückenhaft und bei den Filmsets war nur noch wenig zu erkennen. An die Szene in den Pinnicales erinnerten ich mich leider nicht mehr und in Rivendell standen nur noch einige Bäume und eine Nachbildung vom Ausgangstor. Trotzdem waren die bizarren Gesteinstürme einen Abstecher wert und verzauberten mich. Aber auch der Kaitoke Regionalpark war äusserst schön zu entdecken und ich bekam Lust, die Filmtrilogie noch einmal anzuschauen. Ich bin bereits jetzt gespannt, ob ich dann einzelne Szenen den Drehorten zuweisen kann und sie erkennen werde.

Dass die Drehorte von Herr der Ringe im Süden nicht so überlaufen waren hat dann wohl auch seinen Grund. Zum einen waren sie recht schlecht ausgeschrieben, zum anderen war es seit den Dreharbeiten auch schon lange her und der Hype wohl vorbei. Die Erwartungen an die Besichtigung von abgelegenen Drehorten von Herr der Ringe sollten also generell nicht allzu hoch sein. Wer nicht ein absoluter Kenner ist wird Mühe haben, die Orte einer bestimmten Filmszene zuordnen zu können. Trotzdem sind die Orte einen Besuch wert, da die Umgebung immer noch wunderschön ist.

 

Alle wichtigen Informationen habe ich dir in den Reisetipps zu Neuseeland übersichtlich zusammengefasst. Zudem habe ich alle genannten Orte auf der Neuseeland-Karte markiert.

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