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Tongariro Nationalpark

Das heisse Magma, das in Neuseeland aus dem Untergrund aufsteigt, lässt nicht nur Geysire, heisse Quellen und blubbernde Schlammlöcher entstehen, welche rund um Rotorua und Taupo bestaunt werden können. Die bekanntesten und berühmtesten Gebilde sind mit Bestimmtheit die Vulkane. Und drei solche Vulkane türmen sich im Tongariro Nationalpark auf.

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Desert Road

Von Taupo kommend fuhren wir zuerst weiter in den Süden und freuten uns auf das Befahren der sogenannten Desert Road. Diese Strasse liegt am östlichen Tongariro-Parkrand und führt rund 60 Kilometer über eine Hochebene. Der Streckenabschnitt liegt aber nicht wirklich in einer Wüstengegend wie es der Name vermuten lassen würde, sondern erhielt seinen Namen vor allem durch das spezielle Aussehen der Umgebung. Die weite und karge Landschaft wurde von den Vulkanen geformt und geprägt. Niedrige Büsche und steiniger Untergrund wechseln immer wieder und man hat wirklich fast das Gefühl, in einer Wüste zu sein.

Die Strecke lohnt sich vor allem bei schönem (und wolkenlosem) Wetter. Denn dann kann man auf der weiten Ebene die drei dominierenden Vulkane bestens bestaunen. Zuerst erblickt man den kleinsten und etwas unscheinbaren Mt Tongariro, der sich erst 2012 das letzte Mal bemerkbar machte. Etwas später taucht der imposante Mt Ngauruhoe auf, besser bekannt als Mt Doom aus Herr der Ringe. Diesen Vulkan musste der Hobbit Frodo besteigen um den Ring in der glühenden Lava zu vernichten.

Tongariro - Mt Ngauruhoe
Mt Ngauruhoe

Weiter südlich erhebt sich der mächtige Mt Ruapehu mit seinem breiten, schneebedeckten Kraterbereich. Er wirkt von der Strasse aus nicht wirklich hoch, ist aber mit 2797m der höchste Gipfel der Nordinsel. Dort war es auch, wo Sir Edmund Hillary, der erste Mensch auf dem Mt Everest, seinen ersten Schneekontakt hatte und seine Leidenschaft zu den Bergen und dem ewigen Eis entdeckte.

Tongariro - Mt Ruapehu
Mt Ruapehu

Um in den Tongariro Nationalpark zu gelangen fuhren wir also um den Mt Ruapehu im Uhrzeigersinn herum, bis wir in Whakapapa, einem Winterskiort am Fusse des Mt Ruapehu, ankamen. Der Ort besteht nur aus Hotels, einem Café, einem Campingplatz und weiter oben den Skiliftanlagen.

 

Probleme in Whakapapa

Wir hatten eigentlich vor, uns in Whakapapa auf einem Stellplatz einzuquartieren und in den darauffolgenden Tagen ein paar Wanderungen in der Umgebung zu machen. Der Empfang war jedoch alles andere als herzlich. Im Büro des Campings waren ein Mann und eine Frau mit irgendwelchen Aufräumarbeiten beschäftigt. Als ich mich um einen freien Stellplatz erkundigte schaute der Mann mit seinem zahnlosen Lächeln zur Frau, welche mich zu ignorieren versuchte. Sie meinte nur, dass ich später nochmals kommen solle. Der Mann schob noch verlegen nach dass im Moment weder die Strom- noch die Telefonleitung funktioniere und sie deshalb keinen Zugriff auf ihr Verwaltungsprogramm hätten. Er könne uns im Moment nicht weiterhelfen und wir sollen es doch in 2 Stunden noch einmal versuchen.

Also verliessen wir schulterzuckend den Campingplatz und suchten uns einen Parkplatz, wo wir uns erst einmal ein Mittagessen gönnten. Mit neuer Energie stattete ich dem Informationszentrum des DOC einen Besuch ab. Doch auch dort wurde ich auf später vertröstet. Es war mir weder möglich, die aktuellen Wetterprognosen zu beschaffen, noch Informationen betreffend den Shuttlebusangeboten für das bekannte Tongariro Alpine Crossing zu erhalten. Ich wurde auch dort vertröstet und lediglich erneut aufgeklärt, dass wegen der Störung der Strom- und Telefonleitungen keine Informationsbeschaffung möglich sei. Die Dame am Informationsschalter fügte noch leise an, dass die Störung bereits seit 2 Tagen bestehe und wahrscheinlich erst übermorgen behoben werde.

Ich bin ja in dieser Hinsicht grundsätzlich ein sehr geduldiger Mensch, aber in diesem Fall ging es auch mir zu weit. Ich bekam förmlich zu spüren dass ich als Gast in Whakapapa nicht wirklich erwünscht war. Gewisse Umstände kann man ja nicht ändern, aber Gäste freundlich behandeln und entsprechend informieren wäre aus meiner Sicht nicht zu viel verlangt gewesen. Anscheinend haben sie in Whakapapa zahlende Gäste nicht nötig. Ein solches Verhalten war mir, zum Glück, bisher in Neuseeland nicht aufgefallen.

Immerhin fand ich einigermassen nützliches Kartenmaterial zum abfotografieren und auf Tafeln waren die wichtigsten Informationen zu einigen Wanderungen festgehalten. Auch den Tipp eines anderen Touristen, doch im Nachbarort direkt bei einem Shuttlebusanbieter für das Tongariro Alpine Crossing nachzufragen, nahm ich dankend mit. So machten wir uns auf den Weg in den Ort mit dem originellen Namen National Park.

Dort wurden alle meine Anliegen auf einen Schlag erfüllt. Wir fanden einen gepflegten Campingplatz mit freundlichen Besitzern, welche uns gleich noch einige nützliche Tipps gaben und auch einen Shuttlebus für das Tongariro Alpine Crossing organisierten. Zufrieden parkten wir den Campervan, genossen den sonnigen Nachmittag und bereiteten uns auf die kommenden Wandertage vor. So einfach könnte es doch sein.

 

Tama Lakes

Da die Wettervorhersage für den nächsten Tag leider wechselhaft und instabil war beschlossen wir, eine kürzere Halbtageswanderung zu den Tama Kraterseen zu unternehmen. Der Himmel war bereits am Morgen wolkenverhangen und die grossen Vulkane versteckten sich hinter dicken Nebelschwaden. Wir machten uns trotzdem auf den Weg.

Dieser führte von Whakapapa zuerst durch einen dichtbewachsenen Waldabschnitt. Die grossen Niederschlagsmengen der Region liessen dicke Moosschichten an den Baumstämmen wachsen. Der weitere Weg über eine karge Hochebene war immer wieder durchschnitten von kleinen Bächlein. Die Umgebung erinnerte mich etwas an den West Highland Way in den Schottischen Highlands.

Tongariro - Auf dem Weg zu den Tama Lakes
Auf dem Weg zu den Tama Lakes

Schliesslich erreichten wir einen breiten Sattel. Hier drückte sogar für kurze Zeit die Sonne durch die Wolkendecke und warf helle Farbflecken in die düstere Einöde. Wir genossen die herrliche Aussicht auf den Lower Tama Lake bevor wir die letzten Höhenmeter in Angriff nahmen.

Tongariro - Lower Tama Lake
Lower Tama Lake

Das Gebiet zwischen dem Mt Ngauruhoe und dem Mt Ruapehu wurde geprägt von verschiedenen Ausbrüchen. Sechs Einbuchtungen in der Landschaft sind noch heute deutlich zu erkennen und erinnern an grössere Eruptionen. Zwei dieser Ausbruchskrater füllten sich im Laufe der Zeit mit Wasser und bilden heute den Lower und Upper Tama Lake.

Beim Aussichtspunkt des Upper Tama Lake war es mit dem Zauber der Sonne leider schon wieder vorbei. Es zogen erneut dichte Wolken auf und Nebelschwaden streiften über die Kuppen. Die Aussicht war zwar schön, der bissige Wind trieb uns aber schon bald auf den Rückweg.

Tongariro - Upper Tama Lake
Upper Tama Lake

Etwas später setzte dann auch Regen ein. Wir machten trotzdem noch einen kurzen Umweg zum Taranaki Wasserfall. Dieser stürzt über eine Klippe in die Tiefe und kann von oben als auch von unten bestaunt werden. Eine solche Szenerie stellte ich mir eher in Island vor.

Tongariro - Taranaki Wasserfall
Taranaki Wasserfall

Für die letzten Kilometer hörte es zum Glück auf zu regnen und als wir bei unserem Campervan ankamen waren wir sogar schon wieder trocken. Für mich war es ein schöner Ausflug, auch weil nur wenige andere Touristen unterwegs waren und wir die Landschaft grösstenteils für uns alleine geniessen konnten.

 

Tongariro Alpine Crossing

Der Hauptgrund für den Besuch des Tongariro Nationalparks war aber vor allem das bekannte und populäre Tongariro Alpine Crossing. Dieses Abenteuer wollten auch wir uns nicht entgehen lassen und waren gespannt, wie wir diese Tageswanderung empfinden würden. Mit dem Wetter hatten wir schon mal grosses Glück. Für den Wandertag war stabiles Hochdruckwetter vorhergesagt.

Der Shuttlebus holte uns pünktlich um 7 Uhr beim Campingplatz ab. Wir mussten also früh aufstehen und uns zackig parat machen. Mit einem gemütlichen Frühstück hätte es sowieso nichts gegeben, denn der Himmel klarte bereits in der Nacht auf und eine frische Briese begrüsste uns frühmorgens.

Beim Startpunkt stand die Sonne aber schon etwas höher und liess nicht nur den Himmel stahlblau erstrahlen, sondern schien auch uns angenehm warm ins Gesicht.

Tongariro - Start des Tongariro Alpine Crossing
Start des Tongariro Alpine Crossing

Mit unzähligen anderen Touristen machten wir uns gegen 8 Uhr vom Mangetepopo Parkplatz auf den 19km langen Weg durch das Tongariro-Gebirge bis nach Ketetahi. Zu Beginn folgten wir dem Verlauf eines stillen Bergbachs, der uns hinauf in ein karges, flaches Hochtal führte. Rechts erhob sich der majestätische und eindrückliche Mt Ngauruhoe oder eben Mt Doom aus Herr der Ringe. Wir passierten mehrere seiner erstarrten Lavafeldern und waren beeindruckt von deren Formenvielfalt.

Tongariro - Mt Ngauruhoe
Mt Ngauruhoe

Der Bach führte uns zu seinem Ursprung bei den Soda Springs. Danach ging es mehrere hundert Meter steil bergauf zum ersten Übergang. Dieser Aufstieg wird auch als Devils Staircase, also Teufelstreppe, bezeichnet und führt durch eine steinige und felsige Vulkanlandschaft. Die Treppen erleichterten den Aufstieg nicht unbedingt, sind aber nötig für die Instandhaltung des Weges. Ansonsten würde bei Regen der gesamte Weg in diesem losen Geröll einfach weggespühlt.

Ich fühlte mich etwas wie Frodo, der den Vulkan erklimmen musste um den Ring zu vernichten. Ich konnte den Gipfel des Mt Doom während des gesamten Aufstiegs direkt vor mir bestaunen. Leider konnte ich nicht bis auf den Kraterrand aufsteigen, denn der Zugang war aus Sicherheitsgründen gesperrt. Je höher wir aufstiegen desto schöner wurden die Ausblick auf die weiträumige Umgebung und den direkt über uns thronenden Mt Ngauruhoe.

Die Teufelstreppen endeten auf einem Übergang, welcher auf die Fläche des Roten Kraters führte. Der Weg durchquerte diese flache, weite Ebene und schlängelte sich anschliessend einem weiteren kurzen Aufschwung empor. Während diesem Aufstieg und vom höchsten Punkt der Wanderung konnten wir einen der imposantesten Ausblicke auf den Mt Ngauruhoe geniessen.

Tongariro - Mt Ngauruhoe
Mt Ngauruhoe

Anschliessend ging es durch felsige Kraterlandschaften und Geröllfelder steil hinunter zu den Emerald Lakes. Bereits von weit oben leuchteten die Tümpel in türkisgrünen Farben und bildeten einen eindrücklichen Kontrast zur kargen und steinigen Umgebung. Diese Seen werden durch mineralhaltige, heisse Quellen gebildet und es dampft und qualmt an den Hängen rings herum.

Tongariro - Emerald Lakes
Emerald Lakes

Dort sah man eindeutig, dass die Region noch immer sehr aktiv war und jederzeit wieder irgendwo ein Ausbruch stattfinden könnte. Der gerade begangene Teil der Strecke verlief nach den jüngsten Ereignissen von 2012 dann auch anders als vorher. Damals machte der Mt Tongariro auf sich aufmerksam und der Wanderweg musste für mehrere Monate gesperrt und abgeändert werden.

Tongariro - Blick auf den letzten Ausbruch von Mt Tongariro
Blick auf den letzten Ausbruch von Mt Tongariro

Etwas weiter vorne erreichten wir den Blue Lake, der sich in einem der unzähligen Krater der Region bildete und von Regenwasser gespiesen wird. Dort setzten wir uns am grasbewachsenen Uferhang hin und stärkten uns mit einem Picknick.

Tongariro - Blue Lake
Blue Lake

Bis dorthin hatten wir erst etwa die Hälfte der Strecke geschafft. Die zweite Hälfte war dann leider bei weitem nicht mehr so abwechslungsreich, bot aber einen anderen interessanten Aspekt. Zuerst ging es noch ein gutes Stück flach weiter bis der Weg weiter vorne leicht abfallend nach unten führte.

Wir liefen zuerst noch in der kargen und steinigen Kraterlandschaft, dann tauchten erste Grasbüschel auf, später wanderten wir durch Gebüsch bis wir weiter unten den dicht bewachsenen Regenwald erreichten. Und genau das war der Reiz des Abstiegs. Wir durchliefen in kurzer Zeit mehrere Klima- und Vegetationsstufen und konnten den Wechseln buchstäblich zusehen. Das zu beobachten war äusserst spannend und einzigartig.

Der Weg zog sich aber enorm hin. Die Weggestalter nutzten den Hang bestens aus und bauten mühsam unzählige Kurven ein. Erschöpft kamen wir nach 6.5 Stunden endlich beim Parkplatz an, wo bereits der Shuttlebus wartete.

 

Fazit

Die Vulkanlandschaft des Tongariro Nationalparks hat mir äusserst gut gefallen. Die drei grossen Vulkane inmitten der kargen Umgebung haben mich stark beeindruckt. Die Wanderung zu den Tama Seen empfand ich als gute Vorbereitung auf das Tongariro Alpine Crossing. Trotz schlechtem Wetter bot der Weg schöne Ausblicke und es gab viel zu bestaunen.

Das Tongariro Alpine Crossing gilt als eine der schönsten Wanderungen Neuseelands. Der Weg führt durch eine einzigartige Landschaft. Auf 19km und 1200 Höhenmetern wandert man über schroffe Lavafelder, entlang eines Bergbaches, durch steinige Kraterlandschaften, vorbei am Mt Ngauruhoe und Mt Tongariro, zu farbigen heissen Quellen, durch steppenhafte Graslandschaften, dichtes Gebüsch und zum Abschluss durch üppig grünen Regenwald. Und so etwas spricht sich natürlich herum.

Der grosse Besucherandrang schmälert dieses tolle Erlebnis etwas. Wir waren Anfang Dezember noch vor der Hauptsaison unterwegs und die Anzahl Touristen war bereits enorm. Es war von Anfang bis zum Schluss eine Massenwanderung und ich wollte mir nicht vorstellen, wie es dort in der Hochsaison aussehen mag. Für mich war es schwierig, die vielen Leute auszublenden und sich auf die Schönheit der Landschaft zu konzentrieren. Dennoch ist es eine wunderschöne und abwechslungsreiche, aber auch anstrengende Wanderung.

 

Alle wichtigen Informationen habe ich dir in den Reisetipps zu Neuseeland übersichtlich zusammengefasst. Zudem habe ich alle genannten Orte auf der Neuseeland-Karte markiert.

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2 Kommentare

  1. Danke für die spannenden Berichte. Das lässt Erinnerungen aufkommen, wir machten den Tangariro Alpine Crossing Walk im Nov. 2006, einfach den anderen Weg rum…
    Liebe Grüsse und weiterhin viele schöne Erlebnisse! (Die Südinsel ist auch wundervoll!
    Peter

    • Hallo Peter,
      Danke und schön lassen dich unsere Berichte etwas in Erinnerungen schwelgen. 🙂 Uns hat die Südinsel auch sehr gut gefallen. Es gibt so viele Sachen zu entdecken. Neuseeland ist einfach eine fantastische Reisedestination.
      Lieber Gruss aus dem Sommer
      Andrea

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