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West Higland Way – von Milngavie nach Tyndrum

Tag 1: von Milngavie nach Easter Drumquassle (18km)

Der Abflug von Mailand, Malpensa war bereits früh am Morgen um 7 Uhr angesetzt. Der Plan war, noch am selben Tag auf dem West Highland Way loszulaufen. Begleitet wurde ich von Andrea. Zusammen wollten wir die 154km von Milngavie nach Fort William durch die schottischen Highlands in Angriff nehmen.

Das Flugzeug landeten pünktlich um 9 Uhr in Glasgow. Das Essen für die ersten Tage hatten wir bereits aus der Schweiz mitgenommen und war in unseren Rucksäcken verstaut. Deshalb mussten wir am Flughafen nur noch Wasser und ein Feuerzeug einkaufen und Benzin für den Kocher besorgen, denn das durfte im Flugzeug leider nicht mit.

Wasser und Feuerzeug waren schnell gefunden. Und für Benzin hat es direkt am Flughafen Glasgow eine Tankstelle in Gehdistanz. Das Abfüllen von 0.6 Liter Benzin für den Kocher stellte sich aber schwieriger heraus als gedacht. Bei früheren Trekkings (im Süden Europas wie Mallorca oder Italien) konnte ich jeweils ohne Probleme einen halben Liter Benzin an einer Tankstelle abfüllen. In Schottland sind die Regeln aber wohl etwas anders (oder es wird ihnen mehr Beachtung geschenkt). Der Tankwart weigerte sich strikte, die Benzin-Flasche zu füllen, da der Mindestbezug bei 2 Liter Benzin liege und alles darunter illegal sei. Auch ein Nachfragen bei Automobilisten brachte nichts. Somit war ich gezwungen, einen leeren 5 Liter Kanister zu kaufen, 2 Liter Benzin zu beziehen und daraus 0.6 Liter in meine eigene Flasche abzufüllen. Das war ein etwas harziger und teurer Start, aber wir hatten nun alles beisammen und es konnte losgehen.

Von da an lief es aber zum Glück wie geschmiert. Wir sind ohne weitere Zwischenfälle mit dem Flughafen-Shuttle zur Glasgow Central Station und von dort mit dem Zug nach Milngavie (ausgesprochen Mullgay), einem Vorort von Glasgow und dem offiziellen Startpunkt des West Highland Way, weitergefahren. Nach einem stärkenden Sandwich konnte es endlich los gehen, auf das grosse Trekking-Abenteuer, auf dem West Highland Way Richtung Fort William.

West Highland Way - Startpunkt des West Highland Way in Milngavie
Startpunkt des West Highland Way in Milngavie

Die erste Etappe begann sehr idyllisch durch einen kleinen Wald mit viel Grün und wundervoll blaublühendem Unterwuchs. Die Umgebung änderte danach zwischen Moorlandschaft, Felder und Wiesen und erinnerte mich immer wieder an die Hügellandschaft am Südfuss des Jura. Schottland hat uns bei bestem Wetter empfangen und wir konnten den ganzen Tag bei strahlendem Sonnenschein laufen.

West Highland Way - Auf der ersten Etappe
Auf der ersten Etappe
West Highland Way - Auf der ersten Etappe
Auf der ersten Etappe

Das erste Tagesziel war Easter Drumquassle bei Kilometer 18, kurz vor Drymen. Neben einem Bauernhof gab es einen kleinen, offiziellen Campingplatz, der aber äusserst minimalistisch eingerichtet war. Ausser Trinkwasserzugang, zwei Duschen und einem Unterstand hatte es nichts. Der Stellplatz für die Zelte war auch eher klein gehalten. Da es in der Umgebung leider kaum Alternativen für die Übernachtung im Zelt gibt stellten wir uns halt zu den Anderen. In der Nacht waren dann auch die Schnarchkonzerte der Nachbarn links und rechts deutlich zu hören.

Tag 2: von Easter Drumquassle nach Cashell (19km)

Die zweite Etappe führte über den Conic Hill ans Loch Lomond. Wie schon am ersten Tag begann der Wanderweg angenehm flach. Hinter Drymen ging es dann aber doch etwas steiler bergauf. Zur Mittagszeit erreichten wir den höchsten Punkt der Etappe. So konnten wir beim Mittagessen den erneut stahlblauen Himmel und die wunderschöne Aussicht auf das Loch Lomond geniessen.

West Highland Way - Aussicht vom Conic Hill auf das Loch Lomond
Aussicht vom Conic Hill auf das Loch Lomond

Hinter dem Conic Hill ging es dann steil bergab zum kleinen Örtchen Balmaha, wo wir Proviant auffüllen konnten. Der Laden war zwar eher spärlich eingerichtet, man bekam aber das Nötigste.

Nach weiteren zwei Wanderstunden erreichten wir schliesslich nach insgesamt 19km unser zweites Tagesziel, den Campingplatz Cashell. Dieser Stellplatz liegt sehr schön direkt am Loch Lomond und wir konnten den Abend mit wunderschöner Seesicht geniessen und ausklingen lassen.

Tag 3: von Cashell nach Doune Byre (23km)

Der dritte Tag war einer der anstrengendsten des gesamten Trekkings. Wir starteten, wie fast jeden Morgen, nach einem leckeren Haferbrei zum Frühstück, gegen 10 Uhr. Der Weg führte den ganzen Tag dem Loch Lomond entlang und war sehr abwechslungsreich, schön und waldig. Obwohl wir mehr oder weniger auf Seehöhe blieben, zeigte die GPS-Uhr am Abend über 600 Höhenmeter an, rauf wie runter. Die vielen kleinen Steigungen summierten sich gehörig. Wir wurden aber zum Glück immer wieder mit herrlichen Aussichten über den Loch Lomond entschädigt.

West Highland Way - Am Loch Lomond
Am Loch Lomond

Diese dritte Etappe verlangte vor allem Andrea viel ab. Nach der Mittagspause brauchten ihre Füsse fast jede Stunde eine kleine Massage, um die Muskeln wieder zu lockern. Wir merkten beide, dass wir erst am Anfang des Trekkings waren und sich unsere Füsse noch an die Belastungen gewöhnen mussten.

Gegen 16 Uhr erreichten wir das Hotel Inversnaid. Da wir nicht im Hotel übernachten wollten rafften wir uns nach einer etwas längeren Pause und einer kühlen Dose Pepsi trotz schmerzenden Füssen nochmals auf, um weiterzugehen.

Am Loch Lomond gibt es leider nur wenige offizielle Campingplätze und auf einem längeren Abschnitt ist das wilde zelten sogar komplett verboten. Zusätzlich gibt es dort, wo zwar wild übernachtet werden dürfte, aufgrund des Geländes nur wenige Möglichkeiten, sein Zelt überhaupt stellen zu können. Einen geeigneten Platz fanden wir erst gut 2 Stunden hinter Inversnaid, nach insgesamt 23km, neben einer kleinen Schutzhütte (Doune Byre Bothy) auf einer kleinen Anhöhe. Die Sicht auf den See und die untergehende Sonne hinter den Hügeln entschädigten aber für die Strapazen und gab uns genug Energie für die Abendroutine.

West Highland Way - Schutzhütte Doune Byre am Loch Lomond
Schutzhütte Doune Byre am Loch Lomond

Nach einem langen Wandertag ist beim Trekken nach der Ankunft am Tagesziel leider noch nicht Schluss. Trotz Müdigkeit steht jeweils noch Zelt aufstellen, kochen und abwaschen auf dem Programm. Endlich im wohlig warmen Schlafsack fallen dann die Augen wie von alleine zu.

Tag 4: von Doune Byre nach Tyndrum (24km)

Nach dem anstrengenden Tag von gestern hatten wir beide tief und fest geschlafen. In der Nacht fiel die Temperatur zwar auf kühle 5°C, wir waren aber mit unseren Schlafsäcken gut ausgerüstet und starteten so frisch erholt auf die nächste Etappe.

Schon nach kurzer Zeit erreichten wir das Seeende des Loch Lomond und der Weg führte nun weiter auf eine kleine Hochebene mit schöner Moorlandschaft, weiten Wiesen und kleinen Steinmauern.

West Highland Way - Hochebene vor Inverarnan
Hochebene vor Inverarnan

Nach gut 2 Stunden erreichten wir die Beinglas Farm, der erste Ort nach Balmaha mit einem kleinen Shop. Hier konnten wir auch unsere Wasserflaschen wieder auffüllen. Der Weg führte anschliessend weiter entlang von langen Steinmauern immer weiter hoch Richtung schottische Highlands.

Andrea’s Füsse hatten sich leider noch nicht ganz erholt. So machten wir auch heute etwa jede Stunde eine kurze Pause mit Zwischenverpflegung und wohltuender Fussmassage. Das sollte leider auch in den nächsten Tagen so bleiben. Vor allem der rechte Fuss konnte sich bei ihr nicht an das lange Gehen und das Gewicht auf dem Rücken gewöhnen. Nach einer kurzen Massage und einigen kleinen Dehnübungen ging es aber zum Glück jeweils besser und wir konnten eine weitere Stunde laufen.

Nach dem höchsten Punkt der Tagesetappe liefen wir durch herrlich riechende Wälder hinunter auf eine weite Hochebene.

West Highland Way - Oberhalb Crianlarich
Oberhalb Crianlarich

Der letzte Abschnitt war dann geprägt von riesigen Feldern mit grasenden Schafen und Pferden.

West Highland Way - Kurz vor Tyndrum
Kurz vor Tyndrum

Gegen 17 Uhr erreichten wir nach insgesamt 24km den Camping in Tyndrum. Die Strecke an diesem Tag war die längste Tagesetappe, welche wir auf dem West Highland Way zurücklegten.

Der erste Teil unserer Wanderung auf dem West Highland Way führte uns vor allem durch das schottischen Tiefland, über riesige Felder, weite Ebenen, vorbei an grasenden Kühen, Schafen und Pferden und entlang des Seeufers des Loch Lomond. Hinter Tyndrum warteten nun die langersehnten, schottischen Highlands. Wie es uns dort ergangen ist erfährst du im nächsten Beitrag.

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1 Kommentar

  1. Energie für Abendroutine sollte allerdings für andere Spielchen genutzt werden……

    Wobei dies gehörig in die Hose gehen kann 😉
    Dann ist es schlagartig vorbei mit Ruhe und Relaxen.
    Fühle die Ruhe eurer Wanderung…..
    ( weckt tolle Erinnerungen) Andy

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