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West Highland Way – von Tyndrum nach Fort William

Nachdem ich mit Andrea während dem ersten Teil des West Higland Way vor allem durch das schottischen Tiefland und am Ufer des Loch Lomond unterwegs war, führte die weitere Strecke ab Tyndrum nun definitiv hinein in die schottischen Highlands. Vor uns lagen karge Hochebenen und weite Moorlandschaften auf dem Weg Richtung Fort William.

Tag 5: von Tyndrum nach Inveroran (15km)

Nach Tyndrum gibt es bis Kinlochleven keine weitere Einkaufsmöglichkeit mehr. Entsprechend füllten wir unsere Rucksäcke im gut ausgestatteten Shop in Tyndrum mit Proviant.

Die gesamten 45km bis nach Kinlochleven in zwei Etappen zu absolvieren wäre zu streng gewesen. So beschlossen wir, die Strecke in 3 Etappen zu je etwa 15 km einzuteilen. Nach den beiden letzten, anstrengenden Etappen nahmen wird es ab dem 5. Tag nun etwas gemütlicher.

Auch heute herrschte wieder bestes Wanderwetter. Bis jetzt hatten wir riesiges Glück und fast nur strahlenden Sonnenschein. Dementsprechend zögerten wir einen wohlverdienten Ruhetag weiter hinaus. Die nächsten Tage lag ein stabiles Hoch über Schottland. Das gute Wetter wollten wir ausnutzen und so liefen wir los.

West Highland Way - Offizieller Wegweiser des West Highland Way
Offizieller Wegweiser des West Highland Way

Der Weg führte gleich hinter Tyndrum hoch über einen breiten Übergang ins nächste Tal. Der Blick fiel nun auf doch schon etwas höhere, bergähnliche Hügel. Den Weg säumten fein duftende Ginster in voller Blütenpracht.

West Highland Way - Zwischen Tyndrum und Bridge of Orchy
Zwischen Tyndrum und Bridge of Orchy

Kurz nach der Mittagspause erreichten wir Bridge of Orchy, ein kleines Örtchen mit einem Hotel und einer schönen, alten Brücke. Gleich dahinter begann ein weiterer kleiner Aufstieg auf einen Hügel mit wunderschöner Aussicht auf die karge Hochebene und einen tiefblauen See in der Ferne. Landschaftlich waren wir nun definitiv in den Highlands angekommen.

West Highland Way - Aufstieg nach Bridge of Orchy
Aufstieg nach Bridge of Orchy
West Highland Way - Aussicht vom Mam Carraigh auf das Loch Tulla
Aussicht vom Mam Carraigh auf das Loch Tulla

Nach einem kurzen Abstieg ins nächste Tal erreichten wir nach insgesamt 15km das Tagesziel. An der Bar des Inveroran Hotel gönnten wir uns zuerst ein kühles Bier. Dann füllten wir die Wasservorräte auf und liefen die letzten Meter zur kleinen Victoria Bridge, wo sich der offizielle Stellplatz für Zelte befand.

Tag 6: von Inveroran nach Glencoe Mountain (12km)

Nach der nun eingespielten Morgenroutine mit Frühstück kochen, essen, abwaschen und alles in die Rucksäcke packen starteten wir, wie fast immer, gegen 10 Uhr auf die 6. Etappe. Die Landschaft auf dieser Strecke entsprach nun voll und ganz meinen Vorstellungen der schottischen Highlands. Karge Moorlandschaften und sanfte Hügel, dazwischen kleine Waldstücke und in der Ferne sogar ein paar höhere Berge. Hier gefiel es mir besonders gut.

West Highland Way - Zwischen Inveroran und Glencoe Mountain
Zwischen Inveroran und Glencoe Mountain
West Highland Way - Kurz vor Glencoe Mountain
Kurz vor Glencoe Mountain

Gegen 14 Uhr erreichten wir das Glencoe Mountain Skiresort. Hier ist es zum Teil bis Ende Mai möglich, Ski zu fahren. In diesem Jahr lag aber auf dem Gipfel trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt nicht mehr genug Schnee. Das Resort hatte demzufolge bereits auf Sommerbetrieb umgestellt und die Skipiste in eine Downhill-Stecke umgewandelt.

Teil des Resorts ist unter anderem ein gemütliches Restaurant bei der Talstation. Obwohl wir an diesem Tag erst 12km gelaufen sind und es erst früher Nachmittag war, entschieden wir, auf dem dazugehörigen Camping zu bleiben und uns zum Abendessen einen der leckeren Burger zu genehmigen.

Wir stellten also gemütlich das Zelt auf und gönnten uns eine warme Dusche. Zum Abendessen gab es schliesslich den sehnlichst erwarteten, leckeren Burger mit Chips und Bier bei lustiger Gesellschaft von anderen Wanderern, welche die gleiche Idee hatte wie wir. Nach den vielen Tagen draussen in der Natur genossen wir es, für einmal drinnen an der Wärme zu sitzen, zu plaudern und den Abend gemütlich ausklingen zu lassen.

Tag 7: von Glencoe Mountain nach Kinlochleven (18km)

Nach einem warmen Kaffee starteten wir auf die zweitletzte Etappe nach Kinlochleven. Zu Beginn verlief der Weg angenehm flach. Der Blick richtete sich immer wieder auf einen imposanten Berg mit unaussprechlichem Namen und auf die steilste Stelle des West Highland Way, der Devils Staircase, der „Treppe des Teufels“.

West Highland Way - Stob Dearg
Stob Dearg
West Highland Way - Devils Staircase
Devils Staircase

Der breite Wanderweg auf den Pass war jedoch bei weiten nicht so spektakulär, wie es der Name vermuten lässt. Die 275 Höhenmeter waren schnell bewältigt. Oben präsentierte sich eine herrliche Aussicht, erneut bei schönstem Wetter.

West Highland Way - Übergang bei der Devils Staircase
Übergang bei der Devils Staircase

Nach dem kurzen Aufstieg folgte der lange Abstieg. Den ersten Teil bildet ein schöner Wanderweg. Der zweite Teil war dann etwas weniger angenehm und folgte einer steinigen Zufahrtsstrasse bis hinunter nach Kinlochleven.

Nach 18km stellten wir das Zelt auf den offiziellen Campingplatz von Kinlochleven. Wir traffen wieder eines der Pärchen vom Vorabend, Daniel und Sabrina aus München. Gemeinsam genossen wir einen leckeren Grillabend mit Wurst und Bier. Für alle ein gelungener Abschluss eines schönen Wandertages.

Tag 8: von Kinlochleven nach Glen Nevis (21km)

Gut erholt ging es am nächsten Morgen auf die letzte Etappe von Kinlochleven Richtung Fort William. Der Wanderweg begann gleich mit einem längeren Aufstieg auf eine weitere Hochebene.

West Highland Way - Zwischen Kinlochleven und Fort William
Zwischen Kinlochleven und Fort William

Oben angekommen ging es flach weiter, vorbei an eindrücklichen Ruinen alter Hirtenhütten und immer begleitet von zahlreichen, grasenden Schafen.

West Highland Way - Ruine bei Lairigmor
Ruine bei Lairigmor

Gegen Nachmittag erreichten wir einen coupierten Waldabschnitt, in dem jedoch weite Teile abgerodet waren. Die schottische Waldbewirtschaftung überraschte mich sehr. Viele Waldstücke werden immer noch vollständig gerodet. Grosse Gebiete werden vollständig abgeholzt und dann wieder neu aufgeforstet, was wohl Kosten und Zeit sparen soll. Was übrig bleibt ist ein unschönes Patchwork aus einheitlichen Waldteilen. Auf der gesamten Wanderung gibt es leider nur sehr wenige ursprüngliche Waldabschnitte. Ein unschönes Bild, das mir immer wieder negativ aufgefallen ist.

Der weitere Abstieg nach Glen Nevis, das am Fusse des höchsten Berges Schottlands, dem Ben Nevis, liegt, folgte auf einer langweiligen, breiten Landstrasse. Da es in Glen Nevis auch einen Campingplatz gibt und wir nach dem West Higland Way noch den Great Glen Way anhängen wollten, entschlossen wir uns, die letzten 4km bis zum Ende des Trekkings nicht mehr an diesem Tag zu laufen, sondern uns zuerst einen wohlverdienten Ruhetag zu gönnen. Die letzten paar Meter der 154km langen Strecke wollten wir dann direkt mit dem nächsten Trekking-Abenteuer kombinieren.

Tag 9: Glen Nevis

So verbrachten wir den 9. Tag auf dem Campingplatz mit waschen der dreckigen und stinkenden Kleider und mit vorbereiten des Great Glen Way. Gegen Mittag trafen dann auch Daniel und Sabrina ein und so gab es am Nachmittag erneut nette Gesellschaft.

Leider spielte das Wetter an diesem Tag für einmal nicht mit. Ich hätte eigentlich noch den Ben Nevis besteigen wollen. Aber nach 8 prächtigen Sonnentagen hüllte sich genau heute der Gipfel in dichte Wolken, so dass auch ich mich entschloss, für einmal die Füsse zu schonen.

Tag 10: Glen Nevis – Fort William (4km)

Nach dem wohlverdienten Ruhetag liefen wir kurz nach 9 Uhr in lockerem Schritt die letzten 4km bis zum offiziellen Endpunkt des West Highland Way. Es war ein befriedigendes Gefühl, nach 154km an diesem Ort anzukommen!

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Und doch war es nur ein Zwischenziel. Denn vor uns lag der Great Glen Way, ein Fernwanderweg entlang des Great Glen, dem grossen Tal. Dieses Trekking führt über weitere 117km von Fort William an die Ostküste nach Inverness. Wie es uns auf diesem Trekking ergangen ist erfährst du im nächsten Bericht.

Auf dem West Highland Way hatten wir enormes Wetterglück und nicht einen einzigen Tropfen Regen auf der gesamten Strecke, was sehr aussergewöhnlich ist. Der Monat Mai erwies sich als ideal. Die Temperaturen waren angenehm kühl zum Laufen und nicht zu frostig in der Nacht. Zudem gab es noch keine Midges. Diese kleinen lästigen Fliegen übertragen zwar keine Krankheiten, sollen aber fürchterlich juckende Bisse hinterlassen und in riesigen Schwärmen ab Juni auftreten. Das blieb uns zum Glück erspart.

Den Weg an sich empfand ich als äusserst abwechslungsreich. Wir liefen über weite Wiesen mit grasenden Schafen, Rindern und Pferden bis hinauf in die schottischen Highlands. Dabei hat es mir vor allem der zweite Teil des Trekkings in den Highlands besonders angetan. Die kahlen und weiten Hochebenen faszinierten mich über mehrere Tage und belohnten uns immer wieder mit atemberaubenden Aussichten.

Ich kann dir das Trekking also nur weiter empfehlen. Man kann sich gemütlichere als auch anstrengendere Etappen selber einteilen, es hat immer gut gelegene Übernachtungsmöglichkeiten, sowohl mit als auch ohne Zelt, Proviant kann an mehreren Orten nachgekauft werden und sogar einen Gepäcktransport würde angeboten. Das Profil ist eher flach, es waren höchstens 600 Höhenmeter am Tag zu bewältigen, meistens waren es weniger. Für meinen Geschmack hätte es noch etwas hügliger sein dürfen.

Alles in allem aber sicher ein rundherum gelungenes Abenteuer. Gespannt machten wir uns auf ins nächste Trekkingabenteuer, den Great Glen Way…..

Möchtest du selber den West Highland Way ablaufen, findest es aber mühsam, alle Informationen aus den Beiträgen zusammenzutragen und zu filtern um dir einen Überblick zu verschaffen? Ich habe dir diese Arbeit bereits abgenommen und alle wichtigen Informationen zur Strecke, den Übernachtungs- und Einkaufsmöglichkeiten übersichtlich auf einer Karte zusammengetragen. Klicke also einfach in den Reisetipps und dem Land Schottland auf die entsprechenden Reiter, um zu weiteren Informationen zu gelangen.

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2 Kommentare

  1. Griaß eich es zwoa 🙂
    wir haben uns schon gefragt, was ihr wohl tolles aus den Erfahrungen und Bildern vom Westhighland Way (und auch dem Great Glenn Way) machen werdet und wir wurden nicht enttäuscht. Ein wirklich cooler Blog mit tollen Bildern und schön zu lesen! 🙂

    Für unsere Reise durch Schottland wart ihr auf jeden Fall eine Bereicherung! Wir haben uns beim Lesen total gefreut, dass ihr uns sogar namentlich erwähnt habt. Ihr zwei seid’s super und wir sind uns sicher, Amerika wird für euch der Wahnsinn!

    Wir sind schon gespannt, was ihr uns noch alles zeigen werdet und wie’s euch in Amerika gefällt 🙂 Und natürlich wünschen wir euch alles Gute – möge euch der Gaskocher nie versagen und immer genug Benzin in Reichweite sein 😉

    Liebe Grüße aus München,

    Sabrina und Daniel

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