-

Rotorua und Taupo

Es stank grauenhaft nach verfaulten Eiern, als wir in Rotorua einfuhren. Ein übler Schwefelgeruch hängt ständig über dieser Stadt und ich  fragte mich, wie Leute an so einem Ort überhaupt leben können. Verantwortlich dafür ist vor allem der Sulphur Geyser, der mitten in der Stadt und direkt am Lake Rotorua liegt. Er nebelt Rotorua mit diesem üblen Gestank ein.

-

Die Umgebung von Rotorua ist bekannt für die geothermalen Aktivitäten. Auf vielen sogenannten Feldern schiessen Geysire kochend heisses Wasser in die Luft, strahlen dampfende Quellen in allen Farben um die Wette und Schlammlöcher und Töpfe blubbern vor sich hin. Anders als beim Yellowstone Nationalpark in den USA ist aber nicht eine riesige Magmakammer dafür verantwortlich. Neuseeland liegt nämlich auf dem sogenannten Feuerring, der den Pazifik umspannt. Dort schieben sich Erdplatten übereinander. Durch diesen Prozess steigt an den Bruchlinien heisses Magma direkt aus dem Untergrund auf und es entstehen an der Oberfläche neben den berühmten Vulkanen eben auch Gebilde wie Geysire, Quellen und Schlammlöcher. In Neuseeland können solche Phänomene am Besten in der Umgebung von Rotorua und auch Taupo besichtigt werden.

Das müsste dann auch der Grund sein, warum alle Einheimischen trotz des Schwefelgeruchs dort leben. Denn wo solche Wunder der Erde gut zugänglich bestaunt werden können sind auch die Touristen  nicht weit. Und wo es Touristen hat, kann gutes Geld verdient werden. Rotorua ist dann auch sehr touristisch ausgerichtet und die meisten Aktivitäten bestens vermarktet.

Wir besuchten als erstes den Redwood Forest am Stadtrand. In diesem Waldstück gibt es mehrere Wanderwege, welche von dichter Vegetation und mit vereinzelten hohen Redwoods gesäumt werden. Diese riesigen Bäume stammen ursprünglich aus Kalifornien und wurden in Neuseeland angepflanzt, um die grosse Holznachfrage zu decken. Die Baumriesen fühlen sich im feuchten und milden Klima um Rotorua äusserst wohl und gedeihten prächtig. Sie werden zwar nicht ganz so gross wie ihre Artgenossen in Nordamerika, aber sie sind immer noch so hoch, dass die Baumspitzen von unten gar nicht richtig erkennbar sind. Unglaublich, welche Höhe diese Riesen erreichen!

Rotorua und Taupo - Redwood Forest in Rotorua
Redwood Forest in Rotorua
Rotorua und Taupo - Redwood Forest in Rotorua
Redwood Forest in Rotorua

Wir besuchten diesen Wald jedoch nicht nur wegen den riesigen Bäumen, sondern auch weil einer der Wanderwege zu einem Aussichtspunkt führt, von wo der Pohutu Geysir beobachtet werden kann. Dieser Geysir ist eine der Hauptattraktionen von Rotorua und er schiesst regelmässig etwa jede Stunde eine riesige Wasserfontäne bis zu 30 Meter in die Luft.

In etwa der Hälfte des Rundweges erreichten wir den Aussichtspunkt mit einer ziemlich guten Sicht auf diesen bekannten Geysir. Zwar waren wir auf dem Hügel nicht ganz so nahe dran, aber der austretende Dampf war gut zu erkennen. Wir mussten auch gar nicht lange warten, da fing der Geysir an zu brodeln und es schoss eine etwa 10 Meter hohe Wasserfontäne aus dem Boden heraus.

Rotorua und Taupo - Pohutu Geysir in Rotorua
Pohutu Geysir in Rotorua

Obschon dieser Ausbruch nicht zu den grösseren zählte war der Anblick auch aus grösserer Distanz ziemlich eindrücklich. Von oben war ausserdem gut ersichtlich, dass sich der Geysir eigentlich mitten in der Stadt befindet. Das fand ich einerseits beeindruckend, aber andererseits auch etwas schade. Der wundervolle Geysir schien aus der natürlichen Umgebung herausgerissen und er ging mitten in den Häusern schon fast etwas unter.

Für mich war auf jeden Fall klar dass mir die Sicht von dort oben reichte und ich nicht noch die 50NZD Eintritt hätte zahlen wollen um ihn aus der Nähe zu sehen. Zwar wären in diesem Eintrittsgeld auch noch Aktivitäten rund um die Maori Kultur integriert gewesen, mir schien das alles aber zu touristisch aufgezogen und gespielt. Wir kehrten deshalb über den Rundweg durch den dichten Wald wieder zum Parkplatz zurück und stärkten uns mit einem wohlverdienten Picknick.

Am Nachmittag wollten wir noch einen öffentlichen Park mit heissen Quellen und das Rotorua Museum anschauen. Leider waren beide Vorhaben aber eine Enttäuschung. Die Quellen im Park waren unattraktive Tümpel. Das Museum soll anscheinend toll sein, es war aber bis auf weiteres geschlossen da das antike Gebäude nicht mehr erdbebensicher war. Somit beschlossen wir, den Tag gemütlich auf dem Campingplatz ausklingen zu lassen und die freie Zeit zum Waschen und Planen der weiteren Reise einzusetzen.

 

Waimangu Volcanic and Thermal Valley

Am nächsten Tag fuhren wir Richtung Taupo. Auf dem Weg kamen wir am geothermalen Gebiet von Waimangu vorbei. Dort kann unter anderem die grösste Heisswasserquelle der Welt bestaunt werden. Da mussten wir natürlich einen Halt einlegen. Dieses aktive Gebiet ist eines der jüngsten geothermalen Regionen von Neuseeland und ist erst vor etwas mehr als hundert Jahren entstanden. 1886 gab es in der Region einen gewaltigen Vulkanausbruch und seither wurde und wird die Landschaft immer wieder durch Erdbeben, kleinere Ausbrüche und Geysire verändert.

Rotorua und Taupo - Frying Pan Lake im Waimangu Volcanic and Thermal Valley
Frying Pan Lake im Waimangu Volcanic and Thermal Valley

Die Hauptattraktionen liegen in einem kleinen Tal und sind durch einen schön gepflegten Wanderweg bestens erschlossen. Mit Hilfe einer Infobroschüre konnten wir die Gegend selber erkunden. Entlang des Weges waren Nummern markiert, zu denen jeweils die wichtigsten Informationen in der Broschüre zusammengefasst waren.

Die grösste Heisswasserquelle der Welt, der Frying Pan Lake (Bratpfannensee), ist gleich zu Beginn des Weges zu sehen. Es war unglaublich faszinierend zu beobachten, wie Dampfschwaden aus dem See aufstiegen und vom Wind über das Wasser getrieben wurden.

Rotorua und Taupo - Frying Pan Lake im Waimangu Volcanic and Thermal Valley
Frying Pan Lake im Waimangu Volcanic and Thermal Valley

Die ganze Region war trotz der ständigen Veränderungsprozesse bereits wieder mit dichter Vegetation bewachsen. Es ist unglaublich, wie schnell Pflanzen den Lebensraum wieder zurück erobern können.

Der Weg führte uns weiter durch die grüne Landschaft, entlang eines blubbernden Bächleins. Am Rand des Baches dampfte, brodelte und spritzte es immer wieder aus grösseren und kleineren Löchern und das Wasser lief über farbige Steinterrassen.

Rotorua und Taupo - Farbige Terassen und Geysiere entlang des Bachs im Waimangu Volcanic and Thermal Valley
Farbige Terassen und Geysiere entlang des Bachs im Waimangu Volcanic and Thermal Valley

Etwa in der Hälft des Weges kamen wir zum Inferno Crater Lake. Dieser türkisfarbene See hat ein paar ganz spezielle Eigenschaften und einen einzigartigen Zyklus. Er füllt sich langsam aber stetig mit Wasser und ca. alle 38 Tage läuft er über. Dann sinkt der Wasserpegel um bis zu 12m ab. Anschliessend beginnt der Zyklus von vorne und der See beginnt sich wieder zu füllen. Er wird dabei von einem Geysir am Seegrund gespiesen, der Wassernachschub liefert. Je nachdem, wie hoch der Wasserstand ist, wechselt der See seine Farbe. Türkis ist er vor und kurz nach der Entleerung durch die hohe Menge an Silikat im Wasser. Dazwischen nimmt das Wasser graubraune Töne an.

Rotorua und Taupo - Inferno Crater Lake im Waimangu Volcanic and Thermal Valley
Inferno Crater Lake im Waimangu Volcanic and Thermal Valley

Am Ende des ca. 3km langen Informationsweges konnten wir bequem mit einem Shuttlebus wieder zurück zum Besucherzentrum fahren. Ich war begeistert von diesem Besuch. Die Quellen und die umliegende Landschaft waren sehr eindrücklich anzusehen und alles war äusserst gut erklärt und organisiert.

Nach einem stärkenden Picknick entschlossen wir deshalb, gleich noch eine weitere geothermale Region zu erkunden. Das tolle Erlebnis in Waimangu machte Appetit auf mehr und auf dem Weg nach Taupo lag sowieso noch die Region von Wai-O-Tapo.

 

Wai-O-Tapo

Diese Region ist vor allem geprägt von einer kargen Kraterlandschaften mit blubbernden Schlammlöchern und einer grossen, dampfenden, heissen Quelle. Auf einem ebenfalls gut gepflegten Rundweg konnten wir auch dort, mit einer Informationsbroschüre ausgerüstet, selber die Gegend erkunden.

Gleich zu Beginn führte uns der Weg durch die erwähnte Kraterlandschaft mit ihren dampfenden und blubbernden Löchern in der Erde. Die Löcher sind ehemalige Krater, aus denen einst Feuer und Asche in die Höhe schoss.

Rotorua und Taupo - Krater in Wai-O-Tapo
Krater in Wai-O-Tapo

Danach kamen wir zum Champagnerpool, der grössten heissen Quelle von Wai-O-Tapu. Diese Quelle ist über 60 Meter tief und enthält sehr viele Mineralien. Dadurch bilden sich unzählige Bläschen die aufsteigen, ähnlich wie beim Champagner, daher der Name. Zudem entweicht über die Wasseroberfläche viel Dampf, welcher wie dichte Nebelschaden die Umgebung einhüllte und an den Besuchern vorbeizog.

Rotorua und Taupo - Champagner-Pool in Wai-O-Tapo
Champagner-Pool in Wai-O-Tapo

Nach einem Rundweg durch ein Waldgebiet, wo wir rötlich gefärbtes Moos an den Bäumen bestaunen konnten, kamen wir wiederum beim dampfenden Champagnerpool vorbei und anschliessend führte der Weg zurück zum Ausgang. Kurz vor Schluss tauchte links vom Weg noch eine letzte Quelle auf, die schon fast neongrün leuchtete. Diese Quelle wird treffend Devils Bath, also Teufelsbad, genannt und sieht wirklich sehr surreal und ziemlich giftig aus. Eine natürliche heisse Quelle mit einer solch kitschigen Farbe hatte ich vorher noch nie gesehen und ich war fasziniert und beeindruckt.

Rotorua und Taupo - Devils Bath in Wai-O-Tapo
Devils Bath in Wai-O-Tapo

Wir wurden aber langsam  müde vom Spazieren und den vielen Eindrücken. So beschlossen wir, weiter Richtung Taupo zu fahren und uns einen Campingplatz zum Ausruhen zu suchen.

 

Fazit

Die Stadt Rotorua selber konnte mich mit den viel angepriesenen Highlights nicht wirklich in ihren Bann ziehen. Mir schien alles zu touristisch aufgemöbelt und die geothermalen Aktivitäten beeindruckten mich ebenso wenig.

Mich haben die beiden geothermalen Gebiete von Waimangu und Wai-O-Tapo, welche zwischen Rotorua und Taupo liegen, um einiges mehr beeindruckt. Die Eintrittspreise sind bei beiden Gebieten mit 35NZD pro Person nicht gerade günstig, aber noch akzeptabel, zumindest im Vergleich zu den 50NZD Eintritt für den Geysir und die touristische Maori-Kultur-Show in Rotorua.

Vor allem das Gebiet von Waimangu ist gut erschlossen und bestens ausgeschildert. Es macht grosse Freude, selber auf diesem schön gepflegten Pfad loszuziehen, die wichtigsten Informationen auf Tafeln und in der Informationsbroschüre zu lesen und sich Zeit fürs Staunen und Fotografieren zu nehmen. Auch der Rücktransport mit dem Shuttlebus ist einwandfrei geregelt. Mich hat in Waimangu vor allem auch die Kombination von heissen Quellen mit der speziellen Vegetation von Neuseeland gefallen. Die dampfenden Quellen mit den saftig grünen Farnbäumen bieten ein einzigartiges Bild.

Wai-O-Tapu bietet aus meiner Sicht ebenfalls sehr viel Sehenswertes. Für mich kam es aber nicht ganz an Waimangu heran. Das liegt aber eventuell auch daran, dass ich bereits etwas erschöpft waren vom Vormittag und dass ich karge Kraterlandschaften bereits zur Genüge im Yellowstone National Park in den USA besichtigen konnte.

Ich kann dir einen Besuch von Waimangu und Wai-O-Tapu wärmstens empfehlen, entweder von Taupo oder von Rotorua aus. Die Sehenswürdigkeiten in Rotorua können meiner Meinung nach gut ausgelassen werden, da sie den anderen geothermalen Gebieten nicht das Wasser reichen können.

 

Alle wichtigen Informationen habe ich dir in den Reisetipps zu Neuseeland übersichtlich zusammengefasst. Zudem habe ich alle genannten Orte auf der Neuseeland-Karte markiert.

Teilen:

2 Kommentare

  1. Unglaublich was die Natur an Farben und Formen herausbringt….tolle Fotos vom Inferno Crater Lake und dem Devils Bath…mir haben aber die Champagnergläser beim Champagner Pool gefehlt hahahaha
    Fand auch komisch, dass der Pohutu Geysir mitten in einer Stadt liegt….glaube, dass die dortigen Bewohner ihn gar nicht mehr richtig wahrnehmen…
    Wunderschön auch die Fotos vom Lower Tama Lake und vom Taranaki Wasserfall, tolle Natur…

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert.

Formular zurücksetzenBeitrag kommentieren