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Abel Tasman Nationalpark

Westlich der Marlborough Sounds liegt ein weiterer, bestens bekannter Nationalpark. Seinen Namen erhielt er zu Ehren des holländischen Seefahrers Abel Tasman, der 1642 um Neuseeland auf Erkundungsstour war. Bekannt ist im Abel Tasman Nationalpark heute vor allem die geschützte Küste. Malerische Buchten, goldgelbe Sandstrände, türkisenes Wasser und zwischendurch ein paar Robben, die durch das Wasser flitzen, das wollten auch wir erleben.

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Kajaktour entlang der Küste

Marahau ist die grosse Eingangspforte zum Nationalpark. Dort startet nicht nur der mehrtätige Abel Tasman Trek, der quer durch das Hinterland des Parks führt, sondern man kann auch bei einem der vielen Anbieter eine Kajaktour buchen und so die wunderschöne Küste vom Wasser aus erleben.

Wir mussten uns aber zuerst einmal ein passendes Angebot heraussuchen. An der Rezeption des Campingplatzes lagen zum Glück verschiedene Broschüren mehrerer Anbieter auf. Neben geführten Tagesausflügen an unterschiedlichen Küstenabschnitten werden auch diverse Mehrtagestouren angeboten. Wir entschlossen uns für eine selbstgeführte Kajaktour in Kombination mit einer Wanderung. So konnten wir an einem Tag die Landschaft gleich auf zwei Arten erleben.

Wir erwischten einen herrlichen Tag. Bei wolkenlosem Himmel und spiegelglatter See erhielten wir am nächsten morgen früh von einer Instruktorin einige Anweisungen, Tipps zur Routenwahl und dem Paddeln und dann konnte es auch schon losgehen. In einem modernen Zweierkajak stachen wir in See. Gegenüber dem Kajakausflug auf der Coromandel Halbinsel ging es uns dieses Mal mit dem gemeinsamen Paddeln wesentlich besser. Wir sassen zum einen weiter auseinander, das Kajak war aber auch länger und breiter und es hatte zudem ein Steuerruder.

Gemütlich paddelten wir der Küste entlang Richtung Norden. Die Farbenkombination begeisterte mich von Anfang an. Das gelbe Kajak, türkisenes Wasser, goldene Sandstrände mit schwarzen Felsen, im Hintergrund die grüne Vegetation und mittendrin wir. Ich konnte mich nicht satt sehen.

Abel Tasman Nationalpark - An der Küste
An der Küste

Lediglich die vielen anderen Touristen trübten etwas das idyllische Bild. Da eine Kajaktour im Abel Tasman Nationalpark weitherum bekannt ist hatten an diesem wunderschönen Tag natürlich nicht nur wir diese glorreiche Idee. Zum Glück ging aber jeder sein eigenes Tempo und so verteilten sich die gelben Boote recht gut.

Nach den ersten malerischen Sandstränden verliessen wir die geschützte Küste und paddelten auf die Adele Island zu. Wir erhielten den Tipp, dass sich an der Nordseite der vorgelagerten Insel eine kleine Robbenkolonie aufhalten soll. Einzelne Tiere sollen manchmal recht spiellustig sein und schon mal um ein Kajak herum schwimmen. Schon bald erreichten wir das Ufer der Insel und entdeckten gleich auch die ersten Robben, die sich auf den Felsen sonnten. Wir beobachteten auch einige Tiere, wie sie elegant durch das Wasser glitten. Leider war aber keines der Tiere zum Spielen aufgelegt. Sie behielten alle relativ grossen Abstand, was wir natürlich respektierten. So paddelten wir ohne engere Robbenkontakte wieder zurück an die Küste und legten bei einer weiteren, wunderschönen Bucht eine Mittagspause ein.

Abel Tasman Nationalpark - Watering Cove
Watering Cove

Ich war erstaunt, dass wir bereits 3 Stunden unterwegs waren. Die Umgebung faszinierte mich dermassen, dass die Zeit wie im Flug verging. Da wir den Rückweg laufen wollten organisierte der Vermieter den Rücktransport der Kajaks. Lange konnten wir uns also nicht ausruhen, denn spätestens um 15.30 Uhr mussten wir in der Anchorage Bay sein.

Und vor uns lag noch die Mad Mile, die verrückte Meile, wie sie die Einheimischen nennen. Der Streckenabschnitt führt der Felsenküste entlang und ist dem offenen Meer recht ausgesetzt. Entsprechend ruppiger geht es dort zur Sache. Auch wir mussten kräftiger die Paddel schwingen, um der aufgerauten See zu trotzen und vorwärts zu kommen. Viel zu sehen gab es leider auch nicht mehr. Den schönsten Teil hatten wir hinter uns gelassen. Ich war froh als wir endlich in der Anchorage Bay ankamen und die Kajaks deponieren konnten.

Nach einer kurzen Verschnaufpause machten wir uns auf den 12km langen Rückweg. Der Wanderweg führte zuerst hoch zu einem Aussichtspunkt, von wo wir einen wunderbaren Panoramablick auf die malerische Anchorage Bay und das tiefblaue Meer hatten.

Abel Tasman Nationalpark - Panoramasicht auf die Küste
Panoramasicht auf die Küste

Anschliessend verlief der Weg auf der Höhe weiter, immer schön der Küsten entlang. Ab und zu eröffneten sich schöne Ausblicke auf die goldgelben Sandstände, welche wir zuvor vom Wasser aus bewundern konnten. Dann verdeckte wieder der dichte Regenwald die Sicht. Im Schatten des Dickichts war es aber äusserst angenehm zu gehen und wir kamen auf dem flachen und breiten Weg zügig voran. Müde aber zufrieden erreichten wir am späten Nachmittag wieder den Campingplatz.

 

Rawhiti Cave

Der Abel Tasman Nationalpark hat im Hinterland noch ein paar weitere Besonderheiten zu bieten. Eine davon ist die Höhle von Rawhiti, welche wir als nächstes anschauen wollten. Dazu mussten wir zuerst einmal um den Abel Tasman Nationalpark herum bis nach Takaka fahren. Über einige Kilometer Schotterpiste erreichten wir den Besucherparkplatz. Von dort ging es zu Fuss weiter durch einen schönen Wald, gemütlich entlang eines ausgetrockneten Flussbetts und hinein in ein kleines Tal. Weiter hinten stieg der Weg steil an der Flanke empor. Die feuchte Regenwaldhitze trieb mir den Schweiss auf die Stirn. Und plötzlich, hinter einem Baum, eröffnete sich ein magischer Anblick.

Abel Tasman Nationalpark - Rawhiti Cave
Rawhiti Cave

Bereits der erste Blick war ein riesiger WOW-Moment. Unzählige Stalaktite hingen von einer Decke herunter und bildeten ein imposantes Felsendach. Ich war begeistert. Mir fehlten die Worte.

Die Rawhiti Cave war ursprünglich einmal eine Höhle, bevor irgendwann ein Teil einstürzte. So ist heute nur noch die Eingangshalle offen. Die Höhle gleicht also eher einer riesige Grotte. Das Besondere dabei ist vor allem die Stalaktitenbildung in Kombination mit dem Sonnenlicht und den Pflanzen. Denn das Sonnenlicht liess im Eingangsbereich Pflanzen auf den Stalaktiten wachsen. Über lange Zeit wurden so mehr Mineralien bei den Pflanzen auf der sonnenzugewandten Seite abgesetzt. Die Stalaktite wuchsen deshalb nicht nur nach unten, sondern auch Richtung Horizontale und dem Licht entgegen. Dieses seltene Phänomen wird Phytokarst genannt. Die riesigen und verformten Säulen im Eingangsbereich fielen mir sofort auf.

Abel Tasman Nationalpark - Rawhiti Cave
Rawhiti Cave
Abel Tasman Nationalpark - Rawhiti Cave
Rawhiti Cave

Eine kurze Holztreppe führte hinunter zu einer Plattform, wo wir uns mitten in der Grotte befanden. Über und um uns hingen tausende Stalaktite. Ein echtes Highlight. Neben diesem Kunstwerk der Natur kam ich mir ganz klein und unbedeutend vor. Ehrfürchtig bewunderten wir lange dieses Wunderwerk. Und wieder einmal hatten wir das grosse Glück, einen solchen Ort alleine geniessen zu können.

Abel Tasman Nationalpark - Rawhiti Cave
Rawhiti Cave
Abel Tasman Nationalpark - Rawhiti Cave
Rawhiti Cave
Abel Tasman Nationalpark - Rawhiti Cave
Rawhiti Cave

Ich hatte grossen Spass, mit der Kamera immer wieder neue Perspektiven zu suchen und dieses Kunstwerk auf Bildern festzuhalten. Plötzlich entdeckte ich auf einem der Stalaktite einen kleinen Vogel. Er hat sich offenbar in den vielen Löchern ein Zuhause eingerichtet. Immer wieder flog er dicht über meinem Kopf hinweg zu seinem Aussichtsplatz und beobachtete mich neugierig.

Abel Tasman Nationalpark - Rawhiti Cave
Rawhiti Cave

Auch ich beobachtete ihn für eine Weile und machte ein paar Aufnahmen, bevor wir uns auf den Rückweg machten und ihn in seinem wundervollen Zuhause in Ruhe liessen.

 

Te Waikoropupu Springs

Nicht mehr zum Abel Tasman Nationalpark gehörend hat es bei Takaka noch eine weitere Sehenswürdigkeit, welche wir uns näher anschauen wollten. Die Te Waikoropupu Quelle ist eine der saubersten Frischwasserquellen der Erde.

Vom Besucherparkplatz führte ein kurzer und gepflegter Weg durch einen schönen Wald zu einer Aussichtsplattform. Und tatsächlich war das Wasser äusserst klar. Im riesigen Becken konnten wir ohne Probleme den Grund erkennen und viele Wasserpflanzen beobachten.

Abel Tasman Nationalpark - Te Waikoropupu Springs
Te Waikoropupu Springs

Die Farbenkombination des glasklaren, blau schimmernden Wassers mit den grünen Wasserpflanzen war äusserst schön. Die Quelle ist die grösste ihrer Art in ganz Neuseeland und Australien. Sie hatte bereits für die Maori eine wichtige spirituelle Bedeutung und auch die ersten europäischen Siedler schätzten das saubere Wasser. Etwas später wurde die Quelle als Schwimmbecken zur Touristenattraktion, ehe sie unter Schutz gestellt wurde, um die Wasserqualität zu gewährleisten.

An einer anderen Stelle sah ich sogar das Wasser aus der Erde austreten. Besser gesagt sah ich den Sand, der durch die Quelle umhergewirbelt wurde.

Abel Tasman Nationalpark - Te Waikoropupu Springs
Te Waikoropupu Springs

Fazit

Der Besuch im Abel Tasman Nationalpark bot viele interessante Aspekte. Die Erkundung der Küstenlandschaft mit ihren malerischen Buchten und der dichten Vegetation beeindruckte mich trotz Touristenmassen. Ich empfand es als ideal, eine Kajaktour mit einer Wanderung zu kombinieren. Die Route war aber recht anspruchsvoll und weit. Vor allem der letzte Paddelabschnitt über die Mad Mile zur Anchorage Bay zog sich hin. Auch der Rückweg war dadurch mit 12km Laufweg recht weit, vor allem nach dem stundenlangen Paddeln. Im Nachhinein hätten wir besser die Kajaks beim Observation Beach deponiert. Dadurch wären sowohl der Paddelabschnitt als auch der Rückweg kürzer ausgefallen und alles etwas entspannter gewesen. Schlussendlich muss ich aber auch festhalten dass der Kajakausflug zwar an sich sehr schön war, aber nun nicht dermassen speziell, dass man ein solches Abenteuer unbedingt in diesem Nationalpark erleben muss. Klar war die Küste sehr schön, aber an anderen Orten war sie nicht minder eindrücklich, wohl aber mit weniger Touristen.

Die Rawhiti-Höhle war genial, wie tausende Stalaktite von der Decke hingen. Und die Te Waikoropupu Quelle war eine nette Abwechslung. Wegen diesen beiden Sehenswürdigkeiten extra bis nach Takaka zu fahren lohnt sich aus meiner Sicht dann aber doch nicht. Viele andere Reisende berichteten positiv vom abgelegenen Farewell Spit. Wer also genügend Zeit hat und sowieso bei Takaka durch fährt, dem lohnt ein Stopp bestimmt, ansonsten kann man diese abgelegene Region auch auslassen.

 

Alle wichtigen Informationen habe ich dir in den Reisetipps zu Neuseeland übersichtlich zusammengefasst. Zudem habe ich alle genannten Orte auf der Neuseeland-Karte markiert.

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2 Kommentare

  1. Die Rawhiti Höhle ist eindrücklich und das kleine Erlebnis mit dem Vogel isch doch härzig! Die Farben der glasklaren Quelle sind wunderschön!

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