Gipfelerlebnis am Cradle Mountain
Bereits 1922 wurde durch die Bemühungen des gebürtigen Österreichers Gustav Weindorfer im Nordosten von Tasmanien eine einzigartige Landschaft unter Schutz gestellt. Der Nationalpark erhielt dabei einen Teil seines Namens vom schönsten Berg der Region, dem Cradle Mountain, den ich unbedingt selber sehen und auch besteigen wollte.
Anfahrt, Orientierung und Transport
Der Cradle Mountain Lake St Clair Nationalpark liegt zwischen Rosebery und Mole Creek und ist über die C132 sowie die Stichstrasse Cradle Mountain Road erreichbar.
Der einzige Campingplatz in der näheren Umgebung liegt etwa 2km vor dem Örtchen Cradle Mountain, direkt gegenüber dem Besucherzentrum. Von dort starten regelmässig gratis Shuttle-Busse zum Interpretation Center, in den Nationalpark hinein zu den Wandermöglichkeiten und bis zum Dove Lake. Am besten lässt man sein Auto direkt beim Besucherzentrum oder auf dem Campingplatz stehen, auch da die Parkplätze an den Ausgangspunkten zu den Wanderwegen beschränkt sind.
Sehenswürdigkeiten
Cradle Mountain Summit *****
Der dem Nationalpark seinen Namen gebende Cradle Mountain kann in einer Tageswanderung erklommen werden. Mehrere Zuwege führen dabei zum Schlussaufstieg. Die Wege sind bis dorthin alle gut ausgebaut und führen teilweise angenehm über Holzstege.
Wir starteten beim Busstop Ronny Creek und liefen über den Crater Peak zur Kitchen Hut. Bei dieser Schutzhütte trafen wir viele Wanderer mit grossen Trekkingrucksäcken, welche den mehrtägigen Overland Track zum Lake St. Clare in Angriff nahmen.
Von der Kitchen Hut zweigt dann der Schlussaufstieg auf den Cradle Mountain ab. Ich staunte nicht schlecht als beim Einstieg einen Wegweiser eine Stunde bis auf den Gipfel angab, denn dieser schien ganz nahe. Der Grund für diese Zeitangabe liegt darin, dass der bis anhin relativ gute Weg bald einmal in ein Feld mit grossen Felsblöcken und steilen Passagen übergeht. Im oberen Bereich muss man von einem Felsblock auf den nächsten kraxeln und auch kurze und leichte Kletterpassagen meistern. So kamen natürlich auch wir nur noch langsam voran. Die Felsen waren aber griffig und der Pfad selten wirklich ausgesetzt, so dass der Weg mit grosser Trittsicherheit gut zu meistern war. Die Stunde von der Kitchen Hut zum Gipfel muss man dann aber schon einrechnen.
Oben wartet eine grandiose Panoramasicht über die wilde Landschaft des Cradle Mountain Lake St Clair Nationalpark. Als wir den Gipfel erreichten konnten wir gerade noch einen kurzen Blick von der Umgebung erhaschen bevor sich uns mit rasantem Tempo eine Regenfront näherte.
Deshalb verweilten wir nur kurz auf dem Gipfel und machten uns schleunigst an den Abstieg. Etwa auf halbem Weg fing es dann auch an zu nieseln, was auf den nun rutschigen Steinen grosse Vorsicht erforderte. Mit viel Geduld stiegen wir über die Felsblöcke zurück und erreichten sicher den gut präparierten Weg zur Schutzhütte.
Solche schnellen Wetterwechsel und auch Temperaturstürze sind für die Region typisch und sollten bei der Tourenplanung immer mit berücksichtigt werden. Auch während einer Wanderung sollte man das Wetter jederzeit im Auge behalten und allenfalls frühzeitig umkehren. Entsprechende Bekleidung, gutes Schuhwerk, grosse Trittsicherheit und genügend Trinkwasser sind absolut erforderlich um den Gipfel des Cradle Mountain zu erreichen.
Der Rückweg ab der Kitchen Hut führte uns dann schliesslich wieder über bestens ausgebaute Wege zum Marions Lookout. Dort bieten sich wunderbare Aussichten auf den Cradle Mountain und den Dove Lake.
Anschliessend stiegen wir über den Wombat Peak und entlang des Wombat Pool zum Dove Lake Carpark ab, wo der Shuttlebus wieder zurück zum Besucherzentrum fährt. Beim Dove Lake entstehen die bekannten Fotos des Cradle Mountain. Eine ausgedehnte Pause lohnt sich hier allemal. Ich erwischte ein kurzes Schönwetterfenster und konnte zum Abschluss dieser herrlichen Wanderung noch einmal eine schöne Aussicht auf diesen magischen Berg geniessen und festhalten.
Kurz-Info:
Distanz: 15km Rundweg
Höhenmeter: 600hm
Zeit: 5-7h
Devils@Cradle ***
Der Tasmanische Teufel ist aufgrund einer nicht heilbaren Krankheit stark bedroht und steht kurz vor dem Aussterben. Die Population sank innerhalb von wenigen Jahren von über 100‘000 Tieren auf aktuell um die 15‘000 Individuen, was knapp noch über der Grenze für eine ausreichende genetische Vielfalt ist. Die Einrichtung Devils@Cradle züchtet und zieht gesunde Tiere auf und setzt diese wieder aus. Ein Versuch, den Tasmanischen Teufel zu retten.
Die Einrichtung besteht aus mehreren Gehegen mit Tieren jeden Alters. Zu sehen sind diese während dem ganzen Tag, wobei sie am Nachmittag aktiver sind als am Morgen.
Mehrmals täglich werden geführte Touren angeboten. Wir legten unseren Besuch auf den Startzeitpunkt einer diese Führungen.
Zuerst machten wir Halt beim Gehege der jüngsten Teufelchen. Diese waren äusserst aktiv und es war niedlich anzusehen wie sie im Gehege herumtollten.
Das nächste Gehege, an dem wir vorbeikamen, gehörte dem Vater der beiden Jungtiere. Das ziemlich grosse Männchen schlief jedoch seelenruhig in seinem Unterschlupf und zeigte sich nicht.
Im Gehege gegenüber waren dafür drei Weibchen zu Hause, welche alle relativ aktiv durch ihr Revier streiften. Zwischendurch grollten sie einander an und wir konnten mit unseren eigenen Ohren hören und nachvollziehen wie die Teufel, welche vor allem nachtaktiv sind, zu ihrem Namen gekommen sind. Wenn man sich vorstellt in der Nacht ein solches Grollen zu hören, könnte man schon fast meinen der Teufel sitze irgendwo im Gebüsch.
Eines der Tiere nagte gerade genussvoll an einem Wallaby-Schenkel. So drollig die Teufel auch aussehen mögen, es sind und bleiben dann doch Raub- und keine Kuscheltiere und entsprechender Respekt ist angebracht.
Auf dem Areal sind neben den tasmanischen Teufeln noch weitere Raubtiere, wie etwa verschiedene Marderarten, zu sehen.
Die Führung durch einen der Angestellten der Einrichtung fand ich äusserst lohnenswert und lehrreich und kann diese gerne weiter empfehlen. Es ist und bleibt dann wohl auch die einzige Möglichkeit, diese einmaligen Tiere überhaupt einmal zu Gesicht zu bekommen, denn Sichtungen in freier Wildbahn sind äusserst selten geworden.
Kurz-Info:
Webseite: www.devilsatcradle.com
Eintrittspreis inkl. Führung: 18$ pP
Weitere Sehenswürdigkeiten in der Region
Montezuma Falls ***
Der Montezuma Wasserfall liegt im Westen des Cradle Mountain Lake St Clair Nationalpark und ist über das kleine Örtchen Rosebery erreichbar, das an der A10 liegt. Westlich von Rosebery zweigt die Williamsford Road ab. Am Ende der Stichstrasse hat es einen Parkplatz, wo der Wanderweg zum Wasserfall beginnt.
Der Montezuma Fall ist mit seinen 104m der höchste Wasserfall von ganz Tasmanien. Der Wanderweg führt vom Parkplatz gemütlich und fast flach der alten Eisenbahnlinie entlang, welche damals Material von den Minen in den Westen transportierte. Relikte aus dieser Zeit sind noch immer zu sehen. Der gemässigte Regenwald ist wunderschön und wird dominiert von hohen Bäumen, Farnen und viel Moos.
An unserem Besuchstag war es heiss und schwül und wir waren froh um die schattenspendenden, hohen Bäume. Ich kam mir vor wie in einem tropischen Regenwald. Eine Informationstafel wies jedoch darauf hin, dass es sich um einen gemässigten Regenwald handelt. Wir hatten einfach einen äusserst seltenen Hitzetag für den Besuch erwischt.
Der Wasserfall selber ist äusserst schön gelegen und kann von einer Hängebrücke und einer Plattform bestens bewundert werden. Wenn er viel Wasser führt wird man auf der Plattform sogar nass.
Zum Zeitpunkt unseres Besuches führte er leider nicht viel Wasser, wir genossen dennoch die angenehmen Temperaturen am Fusse des Wasserfalls und die ruhige Atmosphäre.
Einheimische Besucher warnten uns vor den giftigen Schlagen, welche in der Region recht verbreiten sein sollen. Also aufpassen wo man hin tritt! Tatsächlich sahen wir auf dem Rückweg eine schöne Tiger Snake über den Weg schleichen und im Dickicht verschwinden. Sie gehört zu den giftigsten Schlagen der Welt.
Die Wanderung zum Montezuma Fall nimmt etwa einen halben Tag in Anspruch. Grundsätzlich kann der Wasserfall also auch auf der Durchreise eingeplant werden. Etwas gemütlicher wird es aber mit einer Übernachtung in Rosebery.
Kurz-Info:
Distanz: 9km Hin- und Rückweg
Höhenmeter: 100hm
Zeit: 2.5-3.5h
Kosten
Ein Tagespass für den Nationalpark kostet 24 AUD. Im Preis inbegriffen ist der Shuttlebus vom Besucherzentrum bis zum Dove Lake. Ich empfehle aber den Pärkepass für 60 AUD. Damit ist der Eintritt in alle Nationalpärke von Tasmanien für 8 Wochen inbegriffen.
Unterkunft
Cradle Mountain
Beim Cradle Mountain Lake St Clair Nationalpark übernachteten wir auf dem Discovery Holiday Park. Die Einrichtungen sind sauber und es ist alles vorhanden was man braucht. Stellplätze mit Stromanschluss gibt es aber nur wenige. Ich empfehle, diese Plätze am besten im Voraus zu reservieren. Der Campingplatz ist zwar masslos überteuert, mangels Alternative aber wohl oder übel die einzige Wahl. Der nächste Campingplatz ist über 40km entfernt.
Preis: 23.5$ pP (ohne Strom)
Infrastruktur: KEIN Trinkwasser, WC, Dusche, Strom auf einigen Stellplätzen vorhanden, Gemeinschaftsküche
Montezuma Falls
Für den Besuch der Montezuma Falls übernachteten wir auf dem Rosebery Caravan Park. Er ist für eine Nacht zweckmässig, aber nicht wirklich toll.
Preis: 12.5$ pP (ohne Strom)
Infrastruktur: Trinkwasser, WC, Dusche, Strom auf einigen Plätzen vorhanden, Gemeinschaftsküche
Essen und Trinken
In Rosebery hat es einen IGA. In der näheren und weiteren Umgebung des Cradle Mountain Lake St Clair Nationalpark hat es keine weiteren Einkaufsmöglichkeiten. Vorräte müssen also vorher eingekauft und mitgenommen werden.
Spezielles
Im Cradle Mountain Lake St Clair Nationalpark können krasse Wetterwechsel und Temperaturstürzen innert kürzester Zeit eintreten. Ich empfehle deshalb, sowohl für warme als auch für kalte Temperaturen und viel Niederschlag ausgerüstet zu sein. Zudem sind auf den Wanderungen ausreichend Wasser und für den Cradle Mountain Summit gutes Schuhwerk notwendig.
Programmvorschlag
Aufgrund der längeren Anfahrt zum Cradle Mountain Lake St Clair Nationalpark ist es etwa möglich, am Nachmittag des Reisetages noch das Devils@Cradle zu besuchen. Mit etwas Wetterglück kann dann am nächsten Tag der Cradle Mountain Summit in Angriff genommen werden. Wer eine etwas weniger anstrengende Wanderung unternehmen oder die Umgebung noch etwas intensiver erkunden möchte findet im Nationalpark viele weitere Wandermöglichkeiten. Zwei bis drei Tage sind also ideal.
Alternativ wäre der Nationalpark auch von der Region um Mole Creek erreichbar (75km) und somit als Tagesausflug von dort zu machen.
Karte:
Zur besseren Übersicht habe ich alle genannten Orte auf der Tasmanien-Karte markiert.