Wandern in der Wildnis des Mt Field Nationalpark
Wie an ein Band reihen sich in Tasmaniens Westen mehrere Nationalpärke aneinander, von der südlichsten Spitze bis weit hinauf in das Gebirge des Nordens. Riesige Gebiete sind unbesiedelt und grösstenteils auch nur schwer zugänglich. Ein perfekter Ort also, um ein paar Tage so richtig in die wilde Natur einzutauchen.
Wir starteten die tasmanische Entdeckungstour von Hobart aus Richtung Westen. Ein erstes geschütztes Gebiet, das noch recht einfach zugänglich ist, ist der Mt Field Nationalpark.
Anfahrt
Der Mt Field Nationalpark liegt rund 70km westlich von Hobart und bietet sich aufgrund seiner Lage nicht nur für den ersten Halt auf einer kürzeren oder längeren Rundreise an, sondern kann dadurch auch als Tagesausflug von Hobart gut erreicht werden.
Das Schutzgebiet ist von der Hauptstadt kommend ab New Norfolk über die B62 und B61 erreichbar. Aus Norden fährt man ab Ouse und Hamilton über die A10 und B61. Kurz vor dem Örtchen mit dem originellen Namen „National Park“ zweigt die C609 zum Besucherzentrum und in den Nationalpark ab.
Orientierung und Transport
Das Besucherzentrum befindet sich direkt beim Parkeingang und sollte auch die erste Anlaufstelle sein. Das freundliche Personal gibt bestens Auskunft und gleich auch gute Wanderkarten mit auf den Weg.
Die Stichstrasse C609 führt dann weiter in den Park hinein, hoch in die Berge und damit zu den schönen Wandermöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten. Die knapp 15km vom Besucherzentrum zum Lake Dobson sind nicht asphaltiert, aber die Schotterpiste ist in einem guten und gepflegten Zustand und auch mit einem normalen Auto gut zu meistern. Am Ende der Strasse, beim Lake Dobson, hat es schliesslich einen grossen Parkplatz.
Leider gibt es im Nationalpark keine öffentlichen Transportmittel. Deshalb ist ein eigenes Auto notwendig.
Die tieferen Lagen des Mt Field Nationalparks werden von dichtem Wald mit riesigen Eukalyptusbäumen und wunderschönen Wasserfällen dominiert. In den höher gelegenen Gebieten des Parks lichtet sich der Wald und macht einer fantastischen, alpinen Landschaft mit Büschen, Seen, Geröllfeldern und Moorlandschaften Platz. Ich freute mich riesig darauf, den Campervan die nächsten Tage stehen lassen zu können und diese vielfältige Region zu Fuss zu erkunden.
Sehenswürdigkeiten
Wanderung zu den Russell Falls, Horseshoe Falls, Tall Trees Walk und Lady Barron Falls ***
Mehrere Sehenswürdigkeiten des Mount Field Nationalparks können direkt vom Besucherzentrum aus auf einem schönen Rundweg erlaufen werden. Der bestens ausgebaute und gut ausgeschilderte Weg führt zunächst einem kleinen Bach entlang zum bekanntesten der Wasserfälle, dem Russell Falls.
Nach einem kurzen Aufstieg geht es zum etwas versteckten Horseshoe Falls. Er liegt idyllisch und wunderschön eingebettet in einer kleinen Senke. Für mich war es der schönste Wasserfall im Gebiet.
Der Rundweg führt dann weiter zum Tall Tree Walk, einem Abschnitt mit riesigen Eukalyptusbäumen. Die Baumriesen werden dort bis 98m hoch und sind somit nach den Redwoods in den USA die zweithöchsten Bäume der Welt.
Schliesslich führt der Weg weiter zu den Lady Barron Falls und in einer Schlaufe zurück zum Besucherzentrum.
Für trainierte Wanderer mit einer guten Ausdauer bietet der Weg eine lohnende Runde, um sich nach einer längeren Anfahrt gemütlich die Füsse zu vertreten.
Falls die Distanz zu weit sein sollte, empfehle ich den Lady Barron Falls weg zu lassen. Dieser ist am weitesten entfernt und auch am wenigsten eindrücklich.
Kurz-Info:
Distanz: bis 6km Rundweg
Höhenmeter: 100hm
Zeit: 2-3h
Wanderung zum Lake Newdegate und The Watcher ***
Die Wanderung zum Lake Newdegate und The Watcher beginnt beim grossen Parkplatz am Ende der C609. Der Weg führt zunächst schön dem Lake Dobson entlang und steigt dann steil hinauf zu einem Skigebiet. Im Winter soll es in dieser Region genug Schnee zum Skifahren geben. Tatsächlich stehen noch einige alte Skilifte verloren in der Gegend. Auf der Höhe der Skilodge schlängelt sich dann der Weg über eine Ebene, von wo ein wunderbarer Ausblick auf den Seal Lake wartet.
Über Holzstege geht es bequem weiter bis zum Rodway Shelter. Dort muss man sich entscheiden, in welche Richtung der Rundweg gelaufen werden soll. Wir entschieden uns für den Gegenuhrzeigersinn, was auch im Nachhinein sinnvoll ist.
Der Wanderweg wird nach der Schutzhütte mühsamer und führt über viele grössere und kleinere Steine, vorbei an mehrere kleinen, idyllischen Seen.
Beim letzten See, dem etwas grösseren Lake Newdegate staunte ich über die weissen und kahlen Baumstämme, welche den See umgaben. Eine völlig bizarre und faszinierende Landschaft.
Der Aufstieg Richtung Westen auf den Übergang und eine Hochebene ist nochmals mühsamer als der Weg zuvor entlang der Seen. Oben wartet aber zur Belohnung eine absolut schöne, einmalige und eindrückliche Landschaft mit herrlichen Aussichten. Holzstege führen über eine von Wassertümpeln durchzogene Ebene, welche mit leuchtend grünem Moos bewachsen ist. Ich war von der Landschaft begeistert. Zwischendurch erblickte ich sogar einzelne weisse und gelbe Blumen in den grünen Flächen. Eine einzigartig schöne Umgebung.
Der restliche Weg gefiel mir nicht mehr so gut. Der steinige Pfad führt nach der Ebene weiter zum The Watcher, einer spitzen Felskuppe, und weiter bis zur K-Col Schutzhütte. Der Rückweg zum Rodway Shelter führt dann meist über grosse Steine.
Insgesamt sind auf dem Rundweg nur wenige Passagen angenehm zu gehen und grosse Trittsicherheit und eine gute Ausdauer sind unbedingt nötig. Die Distanz ist ebenfalls nicht zu unterschätzen, denn grösstenteils kommt man auf den Wanderwegen nur langsam voran. Bei den Tümpeln, dem Lake Newdegate und um The Watcher warten aber atemberaubend schöne Landschaften und Aussichten, welche für die Strapazen allemal entschädigen. Zudem sind nur wenige andere Wanderer unterwegs, womit einem Abenteuer fernab der Zivilisation nichts mehr im Wege steht.
Kurz-Info:
Distanz: 16km Rundweg
Höhenmeter: 350hm
Zeit: 5-7h
Alternativen:
Seal Lake
Alternativ zur beschriebenen Runde kann beim Lake Newdegate auch nach Osten abgebogen werden. Dieser Weg geht zum Lake Webster, Lake Seal und wieder zurück zum Parkplatz (14km Rundweg).
Mount Field
Wenn man beim Rodway Shelter nach links abbiegt, also die beschriebene Rundwanderung im Uhrzeigersinn startet, kann man ab dem K-Col geradeaus weiter über einen breiten Rücken bis auf den Mount Field West aufsteigen (20km Rundweg).
Kosten
Ein Tagespass für den Nationalpark kostet 24 AUD. Ich empfehle aber den Pärkepass für 60 AUD. Damit ist der Eintritt in alle Nationalpärke von Tasmanien für 8 Wochen inbegriffen.
Unterkunft
Wir übernachteten auf dem Mount Field National Park Campground. Dieser funktioniert nach dem First-come-first-serve-Prinzip, wobei ein Platz, sobald man ihn einmal hat, auch über mehrere Tage belegt werden kann. Die Stellplätze sind zwar etwas staubig und bieten wenig Privatsphäre, der Campingplatz liegt aber schön im Wald und bietet zu einem günstigen Preis alles was man braucht. Sollte er ausgebucht sein hat in der Nähe es auch einen grossen Overflow-Platz. Zum Zeitpunkt des Besuches gab es eine Trinkwasser-Warnung, da die Behörden mit der Qualität des Wassers nicht zufrieden waren. Deshalb filterte oder kochte ich das Wasser ab.
Preis: 10$ pP (mit Strom), 8$ pP (ohne Strom)
Infrastruktur: (kein) Trinkwasser, WC, Dusche, Strom auf einigen Stellplätzen vorhanden, Gemeinschaftsküche
Essen und Trinken
Die nächstgelegenen Einkaufsmöglichkeiten befinden sich in New Norfolk und Ouse. Beim Besucherzentrum hat es ein kleines Café.
Programmvorschlag
Die beiden beschriebenen Wanderungen führen durch die vielfältige Natur des Mount Field Nationalparks. Der Rundweg durch den dichten Wald beim Besucherzentrum sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Für Personen die gerne wandern ist auch die beschriebene alpine Wanderung zum Lake Newdegate und The Watcher absolut lohnend. Auch wenn der Weg etwas mühsam zu gehen ist, bietet der Weg schönste Aussichten und ein grossartiges Erlebnis in der Wildnis Tasmaniens. Mit der Anfahrt empfehle, ich zwei gemütliche Wandertage einzuplanen.
Karte:
Zur besseren Übersicht habe ich alle genannten Orte auf der Tasmanien-Karte markiert.