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Kahurangi Nationalpark

Die Westküste der neuseeländischen Südinsel ist die mit Abstand niederschlagsreichste Region des gesamten Landes. Ich war also gespannt, ob sich das typische Regenwetter in den kommenden Tagen zeigen wird. Der Anfang war schon mal ein guter Vorgeschmack, denn bei strömendem Regen starteten wir beim Nelson Lakes Nationalpark Richtung Westen.

An der Westküste dann die grosse Überraschung. Bei strahlendem Sonnenschein fuhren wir in Westport ein. Nach der Überquerung der Neuseeländischen Alpen zweigen dort die meisten Touristen Richtung Süden ab. Wir folgten aber der Strasse Richtung Norden bis in das 100km entfernte Karamea, also dorthin, wo sich nur wenige verirren. Das kleine Örtchen ist vor allem bekannt als Endpunkt des Heaphy Track, einer mehrtätigen Wanderung im Kahurangi Nationalpark, die von der Golden Bay über 78km an die Westküste führt. Die Gegend scheint gemäss Reiseführer aber noch mehr zu bieten.

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Den ersten Halt machten wir deshalb beim Besucherzentrum von Karamea. Es war eher eine Mischung aus Tankstelle, Souvenirshop und Gemischtwarenhandel. Dort wurde ich von einer älteren Dame freundlich empfangen. Sie informierte mich sehr ausführlich über die verschiedenen Sehenswürdigkeiten der Region und beantwortete geduldig alle meine Fragen. Ich war etwas überrascht, denn eine so gute Auskunft hatte ich bisher in Neuseeland sonst noch nirgendwo erhalten. Sie erklärte mir auch, dass es an der Westküste momentan aussergewöhnlich trocken sei. Die Wasserreserven würden sich schon bald dem Ende zu neigen und die Einwohner wären schon länger froh um Niederschlag. Auch in der niederschlagsreichsten Region von Neuseeland scheint das Klima offensichtlich verrückt zu spielen.

 

The Fenian

Nachdem ich alle wichtigen Informationen beisammen hatte verabschiedete ich mich von der sympathischen Dame. Das erstes Ziel war The Fenian, ein ehemaliges Goldgräbergebiet im heutigen Kahurangi Nationalpark. In den 1930er Jahren wurde dort intensiv nach Gold geschürft. Ergiebige Funde blieben aber aus und so entstanden in dieser abgelegenen und niederschlagsreichen Gegend auch nie grössere Siedlungen.

Das Gebiet ist neben den Goldgräbertunneln auch von natürlichen Höhlen durchlöchert. Drei solche Höhlen können auf einem ausgeschriebenen Rundweg in Eigenregie besichtigt werden. Der Weg führte zunächst entlang alter Goldgräberwege hinein in den dichten Wald. Weiter hinten zweigte ein Trampelpfad ins Dickicht ab. Wir mussten grosse Felsblöcke und rutschige Wurzeln überwinden und immer wieder verdeckten Bäume und Sträucher den Durchgang. Ich kam mir fast schon vor wie Indiana Jones auf Entdeckungstour.

Schon bald erreichten wir die erste Höhle. Von der Decke hingen unzählige Stalaktite. Ich war wieder einmal begeistert. Weit hinein konnte ich aber leider nicht laufen, denn schon bald verengte sich der Durchgang zu sehr.

Kahurangi Nationalpark - Auf Entdeckungstour in The Fenian
Auf Entdeckungstour in The Fenian

Nun kam bei mir richtige Entdeckerstimmung auf. Alleine und weit weg von anderen Touristen erforschten wir die Umgebung. Der Pfad führte weiter durch den dicht bewachsenen Regenwald. Zum Glück waren viele Markierungen an den Bäumen angebracht, denn ohne diese wären wir hilflos verloren gewesen. Etwas später erreichten wir die zweite Höhle. Dort mussten wir nun hindurch, denn es führte kein Weg drum herum. Wir wussten zwar von dieser Passage, als wir aber in die Höhle hinein liefen hatten wir beide ein etwas mulmiges Gefühl.

Kahurangi Nationalpark - Höhlendurchstieg in The Fenian
Höhlendurchstieg in The Fenian

Zum Glück hatten wir die Stirnlampen eingepackt, denn nach der ersten Biegung war es komplett dunkel. Vorsichtig prüfte ich jede Einbuchtung, ob es nicht doch auf einmal eine Abzweigung gab und wir uns so hätten verlaufen können. Wir folgten einem kleinen Bächlein immer tiefer hinein in den Fels. Die Mineralien glitzerten im Licht der Stirnlampen. An der Decke entdecken wir sogar einige wenige Glühwürmchen. Obwohl wir ganz alleine und in absoluter Dunkelheit unterwegs waren mussten wir natürlich unsere Stirnlampen kurz ausschalten, um sie Glühwürmchen besser zu sehen.

Der Nationalpark hätte den Durchstieg der Höhle bestimmt nicht öffentlich frei gegeben, wenn es zu gefährlich wäre. Zumindest redete ich mir das so ein. Der Weg war aber schliesslich sehr einfach zu finden, denn falsch laufen oder abbiegen konnte man nicht. Ein paar einfachere Kletterpassagen weiter erblickten wir auch schon wieder das Tageslicht. Wir hatten es geschafft. Ich fühlte mich wie ein richtiger Abenteurer und Entdecker.

Kahurangi Nationalpark - Höhlendurchstieg in The Fenian
Höhlendurchstieg in The Fenian

Vom Ausgang der Höhle führte der Pfad weiter durch den dichten Wald. Wir mussten einige morastige Stellen überwinden und weiter über nasse Wurzeln und grössere Steine klettern. Trotz ausbleibendem Regen war die dritte Höhle mit Wasser gefüllt. So konnten wir uns diese leider nur von aussen anschauen. Da es nicht viel zu sehen gab machten wir uns an den Rückweg zum Campervan.

 

Felsbögen im Oparara Basin

Am nächsten Tag wollten wir das bekannte Oparara Basin erkunden. Dort hat die Natur neben einigen Höhlen auch Gesteinsbögen erschaffen. Zuerst mussten wir aber fast 15km über eine holprige Schotterpiste fahren, um überhaupt in das Gebiet zu gelangen. Der Camper-Vermieter hätte wohl keine grosse Freude gehabt wenn er davon mitbekommen hätte, aber mir machte die Fahrt richtig Spass. Der Van zog eine riesige Staubwolke hinter sich her, denn der Regen blieb auch an diesem Tag aus.

Als erstes steuerten wir den Moria Gate Arch an. Der Nationalpark richtete Holzstege ein, um die fragilen Wurzeln der Bäume zu schützen. Auch dort war der Regenwald wieder äusserst schön und ich bewunderte die vielfältige Vegetation. Der Weg führte zu mehreren Gesteinsblöcken. In deren Mitte war ein Loch, durch das wir bequem hindurch steigen konnten.

Kahurangi Nationalpark - Maria Gate Arch im Oparara Basin
Maria Gate Arch im Oparara Basin

Ein paar Meter tiefer staunte ich nicht schlecht als ich sah, was die Natur erschaffen hatte. Wir standen plötzlich mitten unter einem riesigen Gesteinsbogen. Weiter vorne führte ein kleiner Bach unter dem Felsen hindurch, der für dieses Meisterwerk verantwortlich war. Die Sonne färbte das Wasser in einen warmen Orangeton ein und die Felsen spiegelten sich wunderbar. Ich war schwer beeindruckt.

Kahurangi Nationalpark - Maria Gate Arch im Oparara Basin
Maria Gate Arch im Oparara Basin
Kahurangi Nationalpark - Maria Gate Arch im Oparara Basin
Maria Gate Arch im Oparara Basin

Ich blieb lange sitzen. Andächtig bestaunte ich diesen magischen Ort und genoss die friedvolle Stimmung. Nur ungern mussten wir uns irgendwann doch wieder lösen, denn wir wollten uns noch einen weiteren Bogen anschauen.

Auch der zweite Weg war einfach zu gehen und schon bald erblickte ich in der Höhe einen kleinen Bogen, von dem ich den Eindruck hatte, dass er kurz vor dem Einsturz steht. Er wirkte aber sonst nicht sonderlich speziell. Als ich aber um die letzte Ecke bog sah ich, dass der fragile Bogen nur der Anfang war. Dahinter eröffnete sich der eigentliche Oparara Arch, der nicht umsonst zu den eindrücklicheren seiner Art zählt.

Kahurangi Nationalpark - Oparara Arch im Oparara Basin
Oparara Arch im Oparara Basin

Mit seinen 79m Breite, 43m Höhe und stolzen 219m Länge ist er ein wahrer Gigant unten der Gesteinsbögen. Auch er wurde von einem Fluss erschaffen. Der Weg führte zu einem Aussichtspunkt und einer Absperrung. Weiter unten am Fluss stand aber nirgends, dass man dort nicht weiter gehen dürfte und da der Bach auf Grund der Trockenheit gerade wenig Wasser führte, kamen wir in den Genuss, durch diesen gigantischen Tunnel laufen zu können. Weiter hinten kletterte ich auf ein paar Felsen, um bessere Fotos machen zu können. Die Dimensionen dieses Riesen waren so gigantisch dass ich Mühe hatte, ihn sogar mit dem Weitwinkelobjektiv zu erfassen.

Kahurangi Nationalpark - Oparara Arch im Oparara Basin
Oparara Arch im Oparara Basin

Es ist immer wieder eindrücklich zu sehen, welche Gebilde durch reine Wasserkraft entstehen können. Voller Faszination blieb ich wieder lange sitzen, genoss den Moment und liess das Meisterwerk auf mich wirken.

 

Fazit

Der Abstecher in die abgelegene Gegend rund um Karamea und in den Kahurangi Nationalpark lohnte sich für mich aus mehreren Gründen. Zum einen waren wir meistens alleine unterwegs und konnten so die Sehenswürdigkeiten grösstenteils alleine geniessen. Zum anderen waren die Sehenswürdigkeiten selber äusserst spektakulär. In The Fenian kam richtiges Indiana Jones Feeling auf und ich fühlte mich im dichten Regenwald und in den Höhlen wie ein richtiger Abenteurer und Entdecker. Und die Gesteinsbögen im Oparara Basin waren schlichtweg atemberaubend. Ich kann also jedem empfehlen, den etwas weiten Umweg auf sich zu nehmen und abseits der Touristenmassen ein grossartiges Abenteuer zu erleben. Für mich war der Südwesten des Kahurangi Nationalpark definitiv ein Highlight der Neuseelandreise.

 

Wie immer habe ich dir alle wichtigen Informationen in den Reisetipps zu Neuseeland übersichtlich zusammengefasst. Zudem habe ich alle genannten Orte auf der Neuseeland-Karte markiert.

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2 Kommentare

  1. Wieder einmal mehr tolle Natureindrücke wie der Oparara Arch… Aber durch eine Höhle hindurch zu gehen wie in The Fenian, dafür braucht man schon Mut… eben wie echte Abenteurer!

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