Historische Entdeckungsreise auf der Tasman Peninsula
Die Geschichte von Tasmaniens Besiedlung war ein düsteres Kapitel. Die britische Kolonialregierung gründete Mitte des 19. Jahrhunderts beim heutigen Port Arthur ein Gefängnis für Sträflinge. Sie legte so den Grundstein für die Besiedlung von Tasmanien und damit auch gleich für die Ausrottung der Ureinwohner der Insel. Die ehemalige Strafanstalt ist heute ein Freilichtmuseum und eine der bedeutendsten Touristenattraktionen. Besucher können in das damalige Leben der Insassen und in den Gefängnisalltag eintauchen und so die Geschichte und Besiedlung von Tasmanien nachvollziehen.
Anfahrt, Orientierung und Transport
Die Tasman Peninsula liegt südöstlich von der tasmanischen Hauptstadt Hobart und ist ab Sorell über die A9 erreichbar. Zentrum ist das kleine Örtchen Port Arthur, wo sich die Hauptattraktion befindet. Aber auch die umliegende Natur hat einiges zu bieten.
Sehenswürdigkeiten
Port Arthur Historic Site ****
Viele straffällige Briten wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Tasmanien deportiert um sie los zu werden. 1830 wurde bei Port Arthur eine Gefängnisanstalt errichtet, um Wiederholungstäter zu inhaftieren und zu bestrafen. Ziel war es, die Sträflinge durch neuartige Methoden wieder zu rehabilitieren und in die Gesellschaft einzugliedern.
Port Arthur war damals noch von dichtem Wald umgeben. Die ersten Häftlinge wurden auch deshalb nach Port Arthur gebracht, um die riesigen Eukalyptusbäume zu fällen und so Holz für den Bau von Gebäuden in der nahen Hauptstadt und für die Schifffahrt zu gewinnen.
Das Gefängnis wurde immer weiter ausgebaut und wuchs mit der Zeit zu einem regelrechten Grossbetrieb heran. Die Häftlinge arbeiteten in den unterschiedlichsten Bereichen. Neben Holzfällern waren sie auch beim Boots-, Gebäude-, Strassen und Brückenbau tätig. Durch ihren Arbeitseinsatz wurden in Tasmanien in kurzer Zeit etliche Siedlungen und Strassen errichtet. Auch Port Arthur wuchs mit der Zeit regelrecht zu einer kleinen Stadt mit Häftlingen, Soldaten und Hausangestellten heran.
Die Anstalt bestand aus mehreren Trakten für die Häftlinge, einem Krankenhaus, einer Kirche, mehreren Werkstätten und den Wohnhäusern der Soldaten. Irgendwann rentierte das Gefängnis aber nicht mehr da es an Nachschub von Häftlingen fehlte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden Häftlinge aus Kostengründen nicht mehr bis nach Tasmanien verschifft und so wurde die Strafanstalt bereits 1877 wieder geschlossen.
Die ehemalige Strafanstalten ist heute ein Museumskomplex und kann frei besichtigt werden. Viele Gebäude des ehemaligen Gefängnisareals sind zwar teilweise eingestürzt, man kann sich aber immer noch ein gutes Bild des einstigen Geschehens machen. Ich fand vor allem die im Ticketpreis inbegriffene Einführungstour hilfreich, um einen guten Überblick über das weitläufige Gelände zu erhalten.
An verschiedenen Orten auf dem Areal und in den Gebäuden stehen Tafeln mit interessanten Informationen, welche bei der eigenen Erkundungstour sehr hilfreich sind. Mich beeindruckten die Einzelhaftzellen, in denen die Häftlinge ihre Strafe schweigend und ohne jeglichen sozialen Kontakt absitzen mussten. Auch das ausgeklügelte Alarmsystem, mit welchem die Wärter innerhalb von 15 Minuten Soldaten auf der gesamten Strecke bis nach Hobart über einen entkommen Häftling informieren konnten, war äusserst spannend.
Entflohene Häftlinge kamen meist sowieso nicht weit. Die Bucht von Port Arthur liegt nämlich in einer kleinen Senke. Auf den umliegenden Hügeln konnten die Soldaten das Areal bestens überwachen. Und da die Halbinsel beim Eaglehawk Neck nur über eine 400m lange und 30m breite Landbrücke, einem sogenannten Isthmus, mit dem Festland verbunden ist, war eine Flucht praktisch unmöglich.
Ein Besuch von Port Arthur lohnt sich vor allem aus historischen Gründen und ermöglicht einen interessanten Einblick in die Besiedlungsgeschichte von Tasmanien. Es war eindrücklich zu sehen, wie so eine Strafanstalt in der damaligen Zeit organisiert und eingerichtet war und zu erfahren, wie der Alltag der Häftlinge und Soldaten ausgesehen haben muss.
Das Areal ist sehr weitläufig und obschon die aufbereiteten Informationen zum Teil etwas oberflächlich bleiben, gibt es viel zu entdecken. Über Einzelschicksale wird das Leben der Häftlinge anschaulich dargestellt und man kann sich lange verweilen.
Kurz-Info:
Preis: 39$ pP, gültig für 2 Tage
Zeit: 1 ganzer Tag oder 2 halbe Tage (weitläufiges Areal und viele Gebäude)
Remarkable Cave ***
Südlich von Port Arthur wurde vom Meer über die Jahrtausende ein Tunnel aus dem Felsen gewaschen. Der hinterste Teil stürzte irgendwann einmal ein und ist dadurch nach oben offen. Vom Parkplatz am Ende der C347 führt ein kurzer Weg zu einer Plattform hinunter, von welcher dieses Meisterstück der Natur bestens bewundert werden kann.
Bei Ebbe kann der Tunnel (auf eigene Gefahr!) betreten werden. Bei Flut und bei starker Brandung füllt sich der Tunnel mit Wasser und die Wellen tosen durch die Felsöffnung. Manchmal sollen auch Surfer den Tunnel für einen abenteuerlichen Ritt nutzen. Das absolute Highlight der Höhle ist jedoch jederzeit von der Plattform aus ersichtlich. Der Höhlenausgang soll nämlich in der Form die Umrisse von Tasmanien nachbilden.
Zum Zeitpunkt von unserem Besuch war gerade Ebbe und so kletterten wir über das Geländer der Plattform hinunter in die Höhle. Die Grösse des Tunnels, welcher durch das Meerwasser erschaffen wurde, ist äusserst beeindruckend. Durch die Tunnelöffnung bot sich ein imposanter Blick hinaus auf das Meer.
Tasman Blowhole, Tasman Arch, Devils Kitchen und Waterfall Bay **
Die Ostküste der tasmanischen Halbinsel ist geprägt von steilen Klippen und einer rauen See. Das Meer formte auch dort während Jahrtausenden einige spektakuläre Formationen.
Bei Doo Town befindet sich das Tasman Blowhole. Bei rauer See und Flut soll es ordentlich zur Sache gehen und Meerwasser meterhoch in den Himmel schiessen. Bei meinem Besuch war es leider zu ruhig, so dass nichts passierte.
Hinter Doo Town kann der Tasman Arch bestaunt werden, ein riesiger Felsbogen, der nach dem Einsturz einer riesigen Höhle entstand.
Etwas weiter südlich befindet sich die Devils Kitchen. Das Meer frass eine enge Schlucht in den Fels und bei entsprechendem Wellengang tobt dort das Wasser gewaltig.
Ein Wanderweg führt weiter den steilen Klippen entlang, meist durch schattenspendenden Wald. Immer wieder bieten sich wunderbare Ausblicke auf die Küste und das dunkelblaue Meer.
Weiter hinten befindet sich die Waterfall Bay. Die riesige Bucht ist umgeben von riesigen, steil abfallenden Felswänden. Im Winter und nach ergiebigen Niederschlägen soll ein gigantischer Wasserfall über die Felsen ins Meer hinunter stürzen. Leider war es bei meinem Besuch zu trocken, diesen Anblick stellte ich mir aber unglaublich spektakulär vor.
Kurz-Info:
Distanz Tasman Arch – Waterfall Bay: 4km Hin- und Rückweg
Zeit: 1-2h
Unterkunft
Wir übernachteten bei Taranna auf dem Taranna Cottages and Camper Park. Der Campingplatz ist optimal gelegen um alle Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Die Wiese bietet schöne, aber nicht allzu viele Stellplätze und es hat nur wenig Infrastruktur. Eigentlich dürften nur Selbstversorger-Fahrzeuge stellen, wer aber bei den Besitzern nett fragt, darf auch sonst bleiben.
Preis: 7.5$ pP pro Nacht
Infrastruktur: KEIN Trinkwasser, WC
Essen und Trinken
In Sorell hat es grosse Einkaufszentren zum Auffüllen der Vorräte. Auf der tasmanischen Halbinsel gibt es nur wenige Einkaufsmöglichkeiten.
Programmvorschlag
Um die Port Arthur Historic Site zu besichtigen lohn es sich, mehrere Stunden einzuplanen, am besten einen ganzen Tag. Da das Eintrittsticket für zwei aufeinanderfolgende Tage gültig ist empfehle ich, den Besuch wenn möglich auf zwei halbe Tage aufzuteilen. Die anderen, oben beschriebenen Sehenswürdigkeiten werden dann am besten auf die Gezeiten abgestimmt, denn bei Flut ist das Schauspiel jeweils am eindrücklichsten. Mit der An- und Weiterfahrt empfehle ich somit für die Tasman Peninsula gemütliche zwei Tage oder einen vollbepackten ganzen Tag.
Karte:
Zur besseren Übersicht habe ich alle genannten Orte auf der Tasmanien-Karte markiert.