Waitomo
Die Gegend rund um Waitomo ist geprägt von sanften, grasbewachsenen Hügeln. Einzelne Waldabschnitte durchbrechen dieses idyllische Gebiet, das mich ein wenig an das Emmental erinnerte. Es ist aber nicht etwa diese malerische Hügellandschaft, die fast jeden Neuseeland-Touristen in die Region zieht.
Denn das noch grössere Highlight verbirgt sich unter der Erdoberfläche. Das Kalkgestein wurde im Laufe der Jahrtausende durch das Regenwasser und von unterirdischen Bächen und Flüssen immer mehr ausgewaschen und es entstanden riesige Höhlensysteme. Das alleine ist zwar bereits schön anzuschauen und interessant zu erkunden, es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum die Höhlen von Waitomo eines der grossen Highlights von Neuseeland sind.
Die riesigen Höhlensysteme sind nämlich das Zuhause von Zehntausenden von Glühwürmchen. Sie verwandeln die Höhlendecken in funkelnde Lichtermeere, ähnlich dem nächtlichen Sternenhimmel. Wir konnten ja bereits weiter nördlich in den Kawiti Höhlen Glühwürmchen aus der Nähe bestaunen. Dieser Besuch hatte mich damals dermassen beeindruckt, dass ich mir die noch viel grösseren Höhlen in Waitomo nicht entgehen lassen wollte.
Da alle Höhlen in Waitomo ausschliesslich mit einer Tour besichtigt werden können fuhren wir als erstes zum Besucherzentrum und wollten uns dort erst einmal Informationen zu den angebotenen Führungen einholen. Die Dame an der Rezeption drückte uns lächelnd einen dicken Ordner in die Hand und meinte, wir sollen doch erst einmal einen Blick da hinein werfen. Alle Angebote und die wichtigsten Informationen seien dort übersichtlich zusammengefasst.
In Waitomo gibt es mehrere lohnende Höhlensysteme mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Besuchsmöglichkeiten in fast jeder erdenklichen Kombination. Es ist also gar nicht mal so einfach, sein eigenes Programm zusammenzustellen. Von einfachen Spaziergängen und kürzeren Bootstouren bis hin zu mehrstündigen Abenteuern wie Höhlen-Canyoning, Abseilen und Rafting ist alles dabei. Die Dame hatte recht. Der Ordner war sehr gut zusammen gestellt. Und die wichtigsten Informationen fanden wir ebenfalls auf Anhieb. Wir hatten also die Qual der Wahl.
Die abenteuerlichen Varianten wie Höhlen-Canyoning oder Rafting waren zwar schon sehr verlockend, aber die Preise waren mir dann doch zu hoch. Wir entschlossen uns deshalb für den Klassiker; am ersten Tag die Besichtigung der Haupthöhle und für den zweiten Tag eine etwas speziellere Halbtagestour in einer kleineren Gruppe zu einer Höhle etwas ausserhalb von Waitomo.
Waitomo Glowworm Cave
Die wohl bekannteste Höhle befindet sich mitten in Waitomo selber. Dort wurden bereits 1889 geführte Touren für Besucher angeboten. Bis heute führen erfahrene Guides Touristen aus aller Welt im Viertelstundentakt in den Untergrund. Aufgrund der Massen wurde der öffentlich zugängliche Bereich dann auch bestens ausgebaut. Nach einigen Instruktionen und ein paar Informationen zu den Maori-Familien, welche die Höhle bis heute besitzen, traten auch wir in die kühle Höhle.
Ein sehr gut ausgebauter und beleuchteter Weg führte uns über einige Treppenstufen zuerst hinunter in die sogenannte Kathedrale, einem riesigen Raum, der von Stalaktiten und Stalakmiten gesäumt wird. Dieser natürliche, unterirdische Saal soll eine besonders gute Akustik haben und wurde deshalb schon oft für Konzerte oder Hochzeiten genutzt. Die Dimensionen dieses naturgeschaffenen Raumes waren enorm eindrücklich. Aber durch die ausgelegten, künstlichen Bodenplatten und die elektrische Beleuchtung wirkte der Raum leider total unnatürlich. Zudem waren mehrere grosse Gruppen gleichzeitig unterwegs und der Lärmpegel deshalb sehr hoch. Es herrschte ein Gedränge und wir verstanden die meisten Erklärungen des Guides, obwohl sehr knapp und verständlich gehalten, nicht.
Wie schon in den Kawiti Höhlen sind Foto- und Videoaufnahmen aus Rücksicht auf die Glühwürmchen auch in Waitomo verboten. Das akzeptierte natürlich auch ich. Deshalb kann ich leider an dieser Stelle keine Fotos zeigen. Die Touristen wurden auch mehrfach gebeten, sich in den Höhlenabschnitten, in denen Glühwürmchen vorkommen, leise zu verhalten. Die Tierchen mögen nämlich weder helles Licht noch Lärm. Bei derartigem Stress schalten sie nämlich ihr Lichtlein aus und beim Versuch, dieses wieder zu aktivieren, können sie sterben.
Von der Kathedrale führte eine weitere Treppe hinunter zu einem Fluss, wo es mit einem Boot weiter ging. Die Tierchen platzieren sich nämlich immer möglichst direkt über einer Wasserquelle, da dort die meisten Insekten vorkommen, welche ihnen als Nahrung dienen.
Da die Gruppen aufgeteilt werden mussten wurden die jeweils Nächsten gebeten, beim Bootssteg zu warten und möglich still zu sein, um die Würmchen nicht zu stören. Das klappte recht gut, nur einige asiatische Touristen konnten ihre Bewunderung nicht in Grenzen halten. Sie mussten einander immer wieder mitteilen wie toll das alles doch sei. Auch mehrfaches zurechtweisen von den Guides half nur wenig. Erst als ich meinen Sitznachbarn mit einem leichten Stupser zurecht wies war auf unserem Boot endlich Ruhe. Unglaublich wie schwer sich manche Leute mit simplen Anweisungen tun.
Die Fahrt war dann aber äusserst eindrücklich. In totaler Finsternis gleiteten wir still über das Wasser. Da dieser Fluss um einiges grösser war als das Bächlein der Kawiti Höhlen gab es deutlich mehr Glühwürmchen. Über unseren Köpfen erstrahlte ein atemberaubendes Lichtermeer. Zehntausende Würmchen leuchteten um die Wette, oder besser um die nächste Mahlzeit. Was für ein Anblick! Das Boot folgte der leuchtenden Lichterstrasse und ich hatte das Gefühl, direkt in den Sternenhimmel zu blicken.
Viel zu schnell war das Boot an den Würmchen vorbei und schon beim Ausgang. Durch ein eindrückliches Felsentor fuhren wir direkt in den Regenwald hinein. Dort wurde das Boot an einem Steg befestigt und wir wurden vom Guide freundlich verabschiedet. Die Tour dauerte lediglich eine Dreiviertelstunde und hatte für mich wegen den vielen anderen Touristen auch seine negative Seite, begeisterte mich aber zum Abschluss dennoch.
Spellbound Cave Tour
Die zweite Tour startete am nächsten Morgen ebenfalls in Waitomo. Unser Guide, ein grosser und stämmiger Maori, begrüsste die Kleingruppe herzlich. Mit einem kleinen Van fuhr er uns dann etwa eine halbe Stunde durch die malerische Hügellandschaft bis zu einer ersten Höhle. Dort fassten wir alle einen Helm mit Stirnlampe und folgten ihm und einem kleinen Bach bis zum Eingang. Auf einem Steg konnten wir angenehm in die dunkle Höhle hineinlaufen. Schon bald mussten wir aber die Stirnlampen einschalten um uns in der Finsternis zu orientieren.
Bereits nach einigen Metern stoppte der Guide wieder und bat uns, die Stirnlampen auszuschalten und an die Höhlendecke zu schauen. Und da war es wieder, das Lichtermeer der Glühwürmchen! Zwar nicht ganz so eindrücklich wie am Vortag, dafür konnten wir aber die Würmchen und ihre Röhrchen und Fäden ganz nah über unseren Köpfen sehen. Der Guide erzählte uns in der Dunkelheit einige interessante Details zur Ökologie und dem Leben dieser magischen Tierchen (für mehr Infos dazu siehe auch den Bericht zu den Kawiti Höhlen).
Und dann durften wir sogar versuchen, Fotos zu machen. Da sich diese Höhle in Privatbesitz befindet war es nämlich bei dieser Tour ausnahmsweise erlaubt, die Eindrücke auf Fotos festzuhalten. Er war aber äusserst schwierig, ein anständiges Foto zu machen, denn auf den Blitz wollte ich persönlich aus Rücksicht auf die fragilen Glühwürmchen verzichten. Die Lichter der Würmchen sind zwar von blossem Auge bestens zu sehen, leuchten aber für eine Fotokamera zu schwach. Ein Stativ und mehr Zeit hatte ich leider auch nicht. Trotzdem gelangen ein paar schöne Erinnerungsfotos.
Nach ein paar Minuten des Staunens und einigen Fotoversuchen schalteten wir die Stirnlampen wieder ein und folgten dem Guide und dem Steg weiter, vorbei an typischen Höhlenformationen wie Stalaktite und Stalakmite, bis zu einer Stelle wo ein Schlauchboot befestigt war.
Bevor wir alle im Boot Platz nahmen machte uns der Guide noch auf die Angelfäden der Glühwürmchen aufmerksam. Im Gegenlicht waren an dieser Stelle die Fäden, welche die Glühwürmchen herunterhängen lassen, bestens erkennbar. Mit deren Hilfe fangen sie die herumschwirrenden Insekten und ernähren sich so.
Sobald alle auf den schmalen Sitzbänken des Schlauchboots Platz genommen hatten schalteten wir die Stirnlampen wieder aus. Der Guide liess das Boot in völliger Dunkelheit über das Wasser gleiten. Mit Hilfe eines ausgeklügelten Seilsystems fand er problemlos den Weg und konnte uns still durch das Höhlensystem ziehen.
Ein weiteres, atemberaubendes Lichtermeer von Glühwürmchen erstrahlte über unseren Köpfen. Diese Lichterstrasse war nochmals um einiges heller, länger und eindrücklicher als alles andere was ich bisher gesehen hatte. Ich war wieder total sprachlos. Dieses Mal konnten wir dieses wunderbare Schauspiel in aller Ruhe auskosten und geniessen, denn der Guide führte das Boot gleich dreimal hin und wieder zurück.
Auch fotografieren war weiterhin erlaubt, obschon sich auf dem fahrenden Boot die Ausbeute nochmals drastisch reduzierte. Das Erlebnis war aber unbeschreiblich schön und sowieso nie in einem Foto festzuhalten. So legte ich die Kamera nach ein paar Schnappschüssen weg und genoss den Moment in vollen Zügen.
Auch hier verging die Zeit viel zu schnell. Ich hätte mich am liebsten noch den ganzen Tag auf dem Bach hin und her treiben lassen können, um diese einzigartigen, sternenhimmelartigen Lichter zu bewundern.
Wieder draussen gab es erst einmal Kaffee und Kekse. So konnten wir diese fantastischen Eindrücke erst einmal etwas verarbeiten. Die Tour war aber noch nicht vorbei.
Über einen kurzen Feldweg erreichten wir den zweiten Höhleneingang. In der nächsten Höhle gab es keine Wasservorkommen und deshalb auch fast keine Glühwürmchen. Dafür waren aber über einen bestens angelegten Steg mit clever positionierten Lampen zahlreiche Höhlenformationen wie Stalagmiten und Stalaktiten bestens zu sehen.
Zudem gab es einige Öffnungen in der Höhlendecke, durch welche Sonnenlicht direkt auf den Boden fiel. Der Lichtstrahl war in der Finsternis sehr gut erkennbar und kreierte eine sehr spezielle Atmosphäre.
Als Abschluss löschte der Guide noch einmal alle Lichter und einige Glühwürmchen wurden in der Dunkelheit doch noch sichtbar. Dies war ein stimmiges Ende einer absolut gelungenen Tour.
Fazit
Der Besuch von Waitomo hat sich für mich mehr als gelohnt. Die Glühwürmchen in den Höhlen boten ein einzigartiges Schauspiel und ich war von den Anblicken absolut begeistert. Ein solches Erlebnis hatte ich bisher noch nie und ich werde diese Eindrücke so schnell auch nicht wieder vergessen.
Die beiden Touren waren jedoch nicht ganz preiswert und hatten auch ihre Schattenseiten. Die erste Tour in der Glowworm Cave war mir das Geld nicht wert. Es ist zwar die bekannteste Höhle in Waitomo und das Lichtermeer am Ende der Tour beeindruckend, aber sie ist eben auch die am meisten besuchte. Die Touren werden in viel zu kurzen Abständen und mit zu grosser Teilnehmerzahl durchgeführt. Sie ist masslos überlaufen und mit rund 45 Minuten Dauer auch sehr kurz. Die Glühwürmchen sieht man lediglich in den letzten 2-3 Minuten Bootsfahrt. Von dieser Tour war ich deshalb recht enttäuscht und das Geld hätte ich besser anders investiert.
Die zweite Tour war hingegen absolut lohnenswert und ich kann diese wärmstens weiterempfehlen. Die Gruppen sind mit maximal 12 Personen angenehm klein gehalten und die Besucher erhalten genügend Zeit, die Höhlen und Glühwürmchen in aller Ruhe zu bewundern. Die Kosten sind zwar auch dort recht hoch, aber man erhält für das Geld auch einiges geboten. Das Lichtermeer der Glühwürmchen empfand ich sogar eindrücklicher als in der Glowworm Cave. Auch fotografieren ist auf dieser Tour erlaubt. Das ist für mich aber eher ein Kritikpunkt und deshalb auch das Negative an dieser Tour. So eindrücklich es auch sein mag, Bilder mit nach Hause nehmen zu können, viele Touristen haben ihre Kamera oder die Smartphones leider nicht im Griff und blitzen deshalb drauflos, ungeachtet dass die Tiere dann ihr Lichtlein ausschalten und beim Versuch, dieses wieder einzuschalten, sterben können. Deshalb verzichtete ich persönlich auf die Hilfe eines Blitzes und somit auch auf bessere Fotos. Zudem wurde die Gruppe an einer Stelle vom Guide sogar ermuntert, kräftig zu klatschen, da dann die Lichtlein der Würmchen noch heller leuchten sollen. Auch das war für mich bedenklich, da diese fragilen Tierchen damit lediglich gestresst werden für das eigene Erlebnis. Neben diesen beiden bedenklichen Punkten war aber die zweite Tour wirklich toll und unvergesslich.
Falls du selber einmal in Waitomo die Glühwürmchen bestaunen möchtest dann achte bitte darauf dass du, falls du Fotos machen darfst, unbedingt den Blitz und das AF-Hilfslicht ausschaltest. Dann bedrohst du diese Tierchen auch nicht. Fotos zu machen ist aber in dieser stockfinsteren Umgebung dermassen schwierig, dass du besser einfach das Erlebnis mit deinen eigenen Augen geniesst.
Alle wichtigen Informationen habe ich dir in den Reisetipps zu Neuseeland übersichtlich zusammengefasst. Zudem habe ich alle genannten Orte auf der Neuseeland-Karte markiert.
Wow !! Das isch sichär uhüera idrickli gsi
hilinä faszinirund mich sowiso immär
lg
Was für tolle Erlebnisse ihr doch machen dürft! Ein solches Naturspektakel mit eigenen Augen zu sehen, bleibt euch sicher für ewig im Gedächtnis haften!