Aoraki Mt Cook Nationalpark
Am frühen Morgen stand ich noch bis zu den Knien im kalten Pazifik um die spektakulären Maoraki Boulders bei Sonnenaufgang zu fotografieren. Für das nächstes Ziel verliessen wir nun die malerische Küste und fuhren landeinwärts Richtung Südliche Alpen. Den imposanten Aoraki Mt Cook konnten wir ja bereits von der Westküste aus bewundern. Nun wollten wir Neuseelands höchsten Berg noch von der Ostseite anschauen.
Abstecher zu den Elephant Rocks
Auf dem Weg in die Berge legten wir gegen Mittag nur einige Kilometer neben der Route einen kurzen Stopp ein. Denn auf einer saftig grünen Kuhweide liegen einige bizarr anmutende Felsformationen, die Elephant Rocks. Den Namen erhielten sie aufgrund ihres Aussehens. Wind und Regen formten runde und weiche Konturen aus den grauen Granitfelsen und mit etwas Fantasie sah es tatsächlich fast so aus, als ob eine Elefantenherde neben den Kühen grasen würde.
Diese spezielle Felslandschaft diente vor einigen Jahren auch als Drehort für die Narnia-Filme. Obwohl ich die Filme nicht gesehen hatte war es auch so ein tolles Erlebnis, zwischen den riesigen Felsblöcken umher zu spazieren. Auf einige konnte ich sogar hinauf klettern, um den Ort auch von oben zu bestaunen.
Die Freude war aber nur von kurzer Dauer. Denn plötzlich zogen bedrohlich dunkle Wolken auf und einige Minuten später spürte ich bereits die ersten Tropfen. Rasch liefen wir zurück zum Campervan und schafften es gerade noch vor dem Regenschauer ins Trockene. So schnell wie die Regenwand gekommen war, so schnell gingen die Schauer auch wieder vorüber und bereits nach wenigen Minuten zeigte sich schon wieder die Sonne. Wir bekamen einmal mehr das typische, wechselhafte, neuseeländische Wetter zu spüren.
Nach dem Mittag fuhren wir weiter Richtung Südliche Alpen. Ab dem Lake Pukaki wurde die Landschaft nun immer spektakulärer. Das türkisene Wasser des Sees und die umliegenden, zum Teil noch mit Schnee bedeckten Berge boten atemberaubende Aussichten. Immer wieder hielten wir an um die fantastische Umgebung zu bewundern.
Tasman Lake
Weiter hinten im Tal steuerten wir zuerst das Aoraki Mt Cook Village an. Im Informationszentrum des Aoraki Mt Cook Nationalpark konnten wir uns über mögliche Aktivitäten in der Gegend erkundigen. Die nette Dame am Schalter gab mir unter anderem den Tipp, am Nachmittag noch einen kurzen Abstecher zum Tasman Lake zu machen, in welchem sogar noch Eisschollen schwimmen sollen.
Vom Besucherparkplatz des Sees waren es nur ein paar Treppenstufen hinauf auf die Moräne. Nach kurzem Aufstieg eröffnete sich uns tatsächlich eine herrliche Aussicht auf den türkisenen Tasman Lake und die mächtigen Seitenmoränen. Auch die Eisschollen sahen wir, diese schienen aber auf den ersten Blick recht klein.
Erst als ein Motorboot an ihnen vorbei fuhr konnten wir die immensen Ausmasse erahnen.
Der Tasman Gletscher selber zog sich bereits weit zurück und war nur noch in der Ferne zu sehen. Noch vor wenigen Jahrzehnten hätte man die Eismassen vom Aussichtspunkt aus bestens bestaunen können. Doch der Klimawandel nagte auch hier am vermeintlich ewigen Eis und liess es bedrohlich abschmelzen.
Ich setzte mich an die Sonne und liess die eindrückliche Landschaft auf mich wirken. Neben mir sass ein Neuseeländer, welcher beobachtete, wie seine Kinder den Moränenabhang und über die Geröllfelder hinunter bis zum See geklettert waren. Sie wollten im eiskalten Wasser baden gehen. Wir suchten lange, sehr lange sogar, bis wir die farbigen Punkte in der gewaltigen Felsenlandschaft ausfindig machen konnten. Ich kam mit dem neuseeländischen Vater ins Gespräch und wir begannen, immer wieder aufs Neue die Kinder zu suchen. Erst jetzt wurden mir die gewaltigen Ausmasse der Umgebung so richtig bewusst. Ich kam mir in dieser imposanten Landschaft winzig klein vor. Umso mehr schockte mich der enorme Rückgang der Eismassen.
Gegen Abend verabschiedete ich mich von der Kiwi-Familie und wir machten uns auf den Weg zum Campingplatz. Es war eigentlich eher ein normaler Tagesparkplatz des Nationalparks, auf dem aber über Nacht gestellt werden darf. Eine Toilette und Spülbecken war alles, was wir brauchten und so suchten wir zwischen den vielen Campern einen Platz. Mit einer tollen Aussicht auf den eindrücklichen Mount Sefton, dem Nachbarn des Aoraki Mt Cook, schliefen wir zufrieden ein.
Aufstieg zur Muller Hut
Am nächsten Tag wollten wir wieder einmal eine etwas längere Wanderung unternehmen. Die Dame des Informationszentrums riet mir am Vortag zum Aufstieg zur Muller Hut, der anstrengendsten Tageswanderung im Nationalpark. Also schnürten wir die Wanderschuhe und nahmen den strengen und steilen Weg in Angriff.
Bereits nach wenigen Höhenmetern eröffnete sich ein fantastischer Ausblick auf den Aoraki Mt Cook. Wir hatten grosses Wetterglück und der höchste Gipfel von Neuseelands Südlichen Alpen erstrahlte in den Morgenstunden vor stahlblauem Himmel. Ein solcher Anblick ist selten, denn der mächtige Gipfel staut normalerweise die feuchte Luft der Tasmansee und so ist er meist hinter dicken Wolken versteckt.
Schon bald begann der richtig mühsame Teil des Aufstiegs, denn im unteren Bereich wurde der Weg mit unzähligen Treppenstufen befestigt. Wenigstens gewannen wir über die vielen Tritte schnell an Höhenmeter. Nach der Hälfte des Weges wechselten dann schöne alpine Wanderpassagen mit Geröllfeldern und Felsblöcken. Während dem gesamten Aufstieg hatten wir atemberaubend schöne Aussichten auf die umliegenden Berge und natürlich immer auf den imposanten Aoraki Mt Cook. Über die letzten Schneefelder erreichten wir schliesslich das Tagesziel, die rote Muller Hut.
Der lange und steile Aufstieg brauchte viel Kraft. Ich wollte aber trotzdem noch auf den dahinterliegenden Hügel aufsteigen. Über grosse Felsblöcke und kurze Kletterpassagen ging es nochmals einige Höhenmeter weiter hoch. Von dort oben bot sich eine geniale Panoramasicht.
Die Freude währte aber nur kurz, denn der Himmel überzog sich immer mehr. Deshalb machten wir uns nach einem stärkenden Imbiss in der Hütte wieder an den Abstieg. Der Aoraki Mt Cook bekam mittlerweile einen Wolkenhut und die Aussichten auf die umliegende Bergwelt waren im dumpfen Licht bei weitem nicht mehr so eindrücklich wie beim Aufstieg.
Müde und erschöpft trafen wir am Nachmittag wieder beim Campervan ein. Mir hat die Umgebung trotz aufziehendem Schlechtwetter dermassen gut gefallen, dass wir entschieden, einen weiteren Tag vor Ort zu bleiben und auch die nächste Nacht nochmals auf dem Parkplatz zu verbringen.
Wanderung im Hooker Valley
Ganz so schön wie am Vortag war es am nächsten Morgen nicht mehr. Bereits in der Früh hingen weisse Wolken an den hohen Gipfeln der Südlichen Alpen. Das Tagesziel war der Hooker Lake im gleichnamigen Tal, von wo man eine wunderschöne Aussicht auf den Aoraki Mt Cook haben soll.
Die Wanderung war um einiges angenehmer als am Vortag. Der breite, flache und gut ausgebaute Weg schlängelte sich entlang eines schönen Bergbaches hinein in das Hooker Valley. Ich konnte nur erahnen, wie sich in der Hochsaison die Touristenmassen aneinander reihen werden. Noch waren aber nicht allzu viele Touristen unterwegs und wir konnten die Wanderung in vollen Zügen geniessen.
Die Aussicht war auf dem gesamten Wanderweg äusserst schön. Vor uns thronte der majestätische Aoraki Mt Cook über allem. Der Himmel überzog sich aber leider, wie schon gestern, immer mehr und schon bald war der Gipfel des Aoraki Mt Cook hinter seinem gewohnten Wolkenband versteckt.
Die Wanderung war auch um einiges kürzer als gestern und so erreichten wir schon bald den Hooker See. Eisschollen trieben auf dem Wasser und boten attraktive Fotoobjekte.
Nur das Wetter wollte weiterhin nicht mitspielen. Der Himmel überzog immer mehr und warf ein dumpfes Licht auf die Landschaft. Ich genoss die Aussicht trotzdem.
Das Wetter verschlechterte sich zunehmend und so machten wir uns schon bald auf den Rückweg. Gerade noch vor dem Regen erreichten wir wieder den Campervan.
Nach den beiden Wandertagen waren wir ziemlich müde und mochten nicht noch weiter fahren. So blieben wir eine weitere Nacht auf dem Besucherparkplatz des Nationalparks und genossen den Schlechtwetternachmittag im Campervan.
Schlechtwetterprogramm
Die Wetterprognosen meldeten weiterhin Dauerregen. So beschlossen wir am nächsten Tag, noch das Sir Edmund Hillary Alpine Center zu besuchen. Dieses Zentrum ist dem berühmten neuseeländischen Abenteurer Sir Edmund Hillary gewidmet, der gleich zwei Rekorde für sich in Anspruch nehmen darf. Bekannt wurde er als erster Mensch, der zusammen mit Tenzing Norgay den Mt Everest bestieg. Jahre später durchquerte er auch als erster Mensch die Antarktis in einem Traktor.
Aufgewachsen ist Sir Edmund Hillary in Neuseeland. Seine ersten alpinen Erfahrungen sammelte er am Mt Ruapehu auf der Nordinsel, einem der Vulkane im Tongariro Nationalpark. Später trainierte er für seine Abenteuer immer wieder am Aoraki Mt Cook. Durch die abrupten und dramatischen Wetterwechsel und harschen Bedingungen soll er dort oben sehr ähnliche Bedingungen vorgefunden haben wie später auf seinen Expeditionen. Für ihn war es also ein ideales Trainingsgelände. Selbstverständlich hat Sir Edmund Hillary den majestätischen Aoraki Mt Cook auch mehrere Male bestiegen.
Ich freute mich auf das Schlechtwetterprogramm im Museum und wir starteten bereits kurz nach dem Frühstück mit einem Film zum Rettungsteam des Nationalparks. Der Film gab einen interessanten Einblick in die Arbeit des Spezialteams, welches für die alpinen Rettungen zuständig ist. Einige Parkangestellte sind nebenbei ausgebildete Rettungssanitäter und kommen bei Bergsteigerunfällen immer wieder zum Einsatz.
Nach einer kurzen Pause schauten wir uns einen Film über das ereignisreiche Leben des Sir Edmund Hillary an. Auch diese Dokumentation war äusserst interessant und zog mich in seinen Bann. Am Nachmittag standen dann noch kurze Dokumentationen zum Nationalpark selber und der Erkundung des Universums auf dem Programm. So verging der graue, wolkenverhangene Tag wie im Flug.
Gegen Abend verliessen wir die eindrückliche Umgebung rund um den Aoraki Mt Cook und fuhren weiter an den Lake Pukaki. Am südlichen Seeufer suchten wir einen schönen Stellplatz direkt am Wasser. Bei Schönwetter hätten wir einen letzten Blick auf den Aoraki Mt Cook werfen können, aber dunkle Regenwolken liessen nicht einmal das gegenüber liegende Ufer erkennen.
Ich wollte mich gerade an die Zubereitung des Abendessens machen als plötzlich eine junge Frau völlig aufgelöst vor dem Van stand. Sie hatte sich gerade aus ihrem Auto ausgesperrt und wusste nicht mehr weiter. Ich beruhigte sie erst einmal. Sie erzählte mir, dass sie gerade erst in Deutschland ihre Fahrprüfung gemacht hätte und nun ein halbes Jahr in Neuseeland mit einem Work and Travel Visa ihr grosses Abenteuer erleben möchte. Nun sei sie etwas verloren, da sie nicht wisse, wie sie wieder in das Auto kommen solle. Zum Glück schloss sie für das Auto eine Versicherung ab und hatte die Nummer im Smartphone gespeichert. Nach einem Anruf kam tatsächlich kurze Zeit später ein Typ in einem Pickup vorbei und öffnete die Autotür professionell innert Sekunden. Wir blieben anschliessend noch lange sitzen, genossen zusammen ein leckeres Abendessen und tauschten interessante Reiseerlebnisse aus.
Fazit
Die Region am Fusse des Aoraki Mt Cook und im gleichnamigen Nationalpark hat mir vor allem wegen der eindrücklichen Landschaft gefallen. Es gibt zwar nicht allzu viele Wandermöglichkeiten, der streng Aufstieg zur Muller Hut und die gemütliche Wanderung im Hooker Valleys waren aber beide absolut lohnenswert und äusserst schön. Auch der Abstecher zum Aussichtspunkt mit Blick auf den Tasman Lake lohnte sich. Vor allem die gewaltigen Dimensionen der Felsenlandschaft beeindruckte mich enorm. Der Rückzug der Eismassen stimmte mich aber auch nachdenklich. Schliesslich erhielten wir im Sir Edmund Hillary Museum einen interessanten Einblick in sein Leben und konnten so das Schlechtwetter gekonnt aussitzen.
Wie immer habe ich dir alle wichtigen Informationen in den Reisetipps zu Neuseeland übersichtlich zusammengefasst. Zudem habe ich alle genannten Orte auf der Neuseeland-Karte markiert.