The Northlands – Teil 1
Neuseelands hoher Norden beginnt nördlich von Auckland. Da sich Neuseeland auf der Südhalbkugel befindet bedeutet hier Norden jedoch nicht etwa kalte Temperaturen wie in Europa, sondern mildes und warmes Klima. Aus diesem Grund ist der nördlichste Zipfel der Nordinsel eine beliebte Sommerferiendestination vieler Kiwis (Neuseeländer), ähnlich der Mittelmeerregion für uns Europäer.
Wir waren zum Glück noch vor der Hauptsaison unterwegs und konnten die Gegend in aller Ruhe geniessen. Zwar waren die Temperaturen im November noch frühlingshaft kühl, aber der Besucherandrang hielt sich eben auch in Grenzen. Zudem war die Belegung der Campingplätze noch sehr entspannt. Wir fuhren jeweils morgens los und fanden problemlos am Abend spontan einen Stellplatz, auch in der Nähe der grossen Highlights. So stelle ich mir einen perfekten Roadtrip vor. Nun war ich aber gespannt, was die Region alles zu bieten hat.
Der Linksverkehr war sehr gewöhnungsbedürftig und forderte, neben der Navigation, meine volle Aufmerksamkeit. Und für den ersten Einkauf in einem riesigen Lebensmittelgeschäft mit fast schon amerikanischen Dimensionen brauchten wir ganze zwei Stunden, bis wir alle benötigten Sachen beisammen hatten.
Nach der Fahrt und dem Einkauf war ich ziemlich geschafft und froh, nun gemütlich und in aller Ruhe auf dem Campingplatz alles in den Campervan zu verstauen und einzurichten.
Der ursprüngliche Plan war es, der Ostküste entlang bis zum Cape Reinga zu fahren. Da wir jedoch beide gesundheitlich etwas angeschlagen und leicht erkältet waren, änderten wir spontan die Route. Wir beschlossen, der Westküste entlang zu fahren und somit die Bade- und Schnorchelmöglichkeiten der Ostküste um einige Tage zu verschieben.
Waipoua Forest
Die zweite Etappe führte uns deshalb von Orewa zum bekannten Waipoua Forest an der Westküste, in dem riesige Kauri Bäumen wachsen. Über eine kurvige Schotterpiste erreichten wir am späteren Nachmittag das Besucherzentrum und den danebenliegenden Campingplatz.
Ausgeruht machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg zu den Highlights. Auf hölzernen Stegen und gut präparierten Wegen konnten wir zu den Baumgiganten laufen.
Die schön angelegten Wege waren nicht nur bequem zu begehen, sondern hatten vor allem die Absicht, die Besuchermassen gezielt zu lenken und so die fragilen Wurzeln der Kauri Bäume zu schützen.
Die grössten Bäume stehen wie Felswände im dichten Wald und sind mit ihrem Umfang von bis zu 18m äusserst eindrücklich.
Ich genoss den Spaziergang durch das dichte Grün und bestaunt neben den Kauri Bäumen auch die riesigen Farne und Farnbäume. Die Farnbäume werden etwa ähnlich gross wie Palmen und sehen auch ähnlich aus. Zudem ist das Farnblatt das Wahrzeichen von Neuseeland.
Durch die speziellen klimatischen Bedingungen übersteigt die Biomasse in diesem geschützten Wald sogar diejenige von tropischen Regenwäldern. Ein undurchdringbares Dickicht. Ich kam mir vor wie in einem Märchenwald und war total begeistert von dieser einzigartigen Vegetation.
Cape Reinga
Nach dem Besuch des Märchenwaldes fuhren wir weiter in den Norden Richtung Cape Reinga. In einer weiteren Etappe zuerst bis nach Pukenui, wo wir in strömendem Regen unser Abendessen kochten und übernachteten.
Von diesem kleinen Örtchen erreichten wir am nächsten Tag in einer guten Stunde den nördlichsten Zipfel Neuseelands. Wir hatten Glück mit dem Wetter und nach dem strömenden Regen vom Vorabend konnten wir Cape Reinga bei strahlendem Sonnenschein geniessen. Lediglich ein frischer Wind pfiff uns auf den Klippen um die Ohren.
Auf einem schön angelegten Weg spazierten wir gemütlich zum antiken Leuchtturm hinunter, der auf einem Felsvorsprung errichtet wurde. Von dort konnten wir bestens beobachten wie die tasmanische See und der Pazifik aufeinander treffen. Die Wellen krachten von links und rechts ineinander, türmten sich meterhoch auf und zogen riesige Gischten hinter sich her. Ein gigantisches Schauspiel.
Dieses Spektakel faszinierte mich enorm. Ich sass lange im Gras, beobachtete die raue See und hörte dem Donnern der aufeinandertreffenden Wellen zu.
Ich konnten sehr gut nachvollziehen, warum dieser Ort für die Maori eine grosse spirituelle Bedeutung hat. Für sie stellt das Zusammentreffen der beiden Meere der Ursprung des Lebens dar. Zudem glauben die Maori, dass die Seelen der Toten unsere Welt über die Felsklippen von Cape Reinga verlassen.
Unser Besuch fiel per Zufall auf einen Sonntag und so sahen wir neben den vielen Touristen auch Maori Familien, welche diesen heiligen Ort besuchten und Gebetslieder sangen. Anscheinend hat der Ort auch noch heute eine hohe spirituelle Bedeutung.
Sanddünen
Anschliessend fuhren wir in die nahegelegene Tapotupotu Bay und genossen ein Mittagspicknick am Strand. Mit neuer Energie beschlossen wir, am Nachmittag noch die riesigen Te Paki Sanddünen zu besichtigen. Der Sand wurde durch den Wind vom Meeresstrand landeinwärts auf die Hügel getragen und bildet dort nun gigantische Sanddünen und eine Wüstenlandschaft fast wie in der Sahara.
Bei unserem Besuch war es, wie so oft in Neuseeland, bewölkt. Wir genossen jedoch den Spaziergang im kühlen, feinen Sand und erklommen die ersten Sandhügel. Der Wind pfiff uns auch hier um die Ohren und erschwerte das vorankommen erheblich. Es war vor allem faszinierend zu sehen wie der Wind verschiedene Muster und Formen in den Sand zauberte.
Zudem beeindruckte mich die Sicht von den Sanddünnen ins grüne Landesinnere. Eben noch schweifte mein Blick auf das entfernte Meer, dann wähnte ich mich mitten in der Sahara und mit nochmaligem drehen sah ich die dichten Wälder und saftigen Wiesen dahinter, die mich an Schottland erinnerten. Ein solch krasser Kontrast sieht man wohl nur in Neuseeland!
Am meisten Spass machte mir aber der Abstieg zurück zum Parkplatz. Auch ohne Sandboard war es witzig, durch die steilen Sandhänge hinunter zu rennen und zu springen. Die Zeit verging wie im Flug und da es bereits später Nachmittag war beschlossen wir, den Campingplatz in der nahegelegenen Spirits Bay anzusteuern. Die Bucht bietet eine einzigartige Landschaft mit einem wunderschönen, pinkfarbenen Strand, umgeben von schwarzen Felsen und saftig grünen Hügeln.
Wir suchten ein lauschiges Plätzchen auf der Campingwiese. Leider war der Boden sehr morastig und auf einmal ging gar nichts mehr. Der Campervan kam weder vorwärts noch zurück. Wir steckten fest! Ohne dass wir jedoch um Hilfe bitten mussten standen sofort fünf Neuseeländer bereit und fingen an zu stossen. Auch das half leider nichts, aber einer der Helfer hatte einen Offroader, mit dem er den Van schliesslich aus dem Schlamm zog. Wir bedankten mich herzlich bei den Rettern. Diese lachten nur und meinten, dass wir heute schon die Dritten seien, die sie befreien mussten.
Nach dem Abendessen und einem kurzen Verdauungsspaziergang am Strand trafen wir im Campervan die nächste Überraschung an. Innen und Aussen wimmelte es von Mücken. Wir töteten im Van sicher fast hundert Stück, aber es kamen immer wieder neue Mücken von irgendwo in den geschlossenen Van hinein. Erst als wir das Bett eingerichtet hatten und das Licht löschen konnten milderte sich die Mückenplage etwas. Andrea hatte sich und das Bett grosszügig mit Mückenspray besprüht und so konnten wir zum Glück ungestört schlafen, ohne komplett verstochen zu werden.
Im ersten Teil fuhren wir zum Waipoua Kauri Forest und ganz hinauf in den hohen Norden von Neuseeland, ans Cape Reinga. Im zweiten Teil werden wir der Ostküste entlang wieder zurück Richtung Auckland fahren. Was wir dort erleben erfährst du im nächsten Beitrag.
Alle wichtigen Informationen habe ich dir in den Reisetipps zu Neuseeland übersichtlich zusammengefasst. Zudem habe ich alle genannten Orte auf der Neuseeland-Karte markiert.
gseht äns wild und schön üs! supär
Eindrücklich die Kauri Bäume und die Te Paki Dunes….wieder eine gewaltige Natur! Schöner Gedanke der Maoris, dass ihre Seelen diese Welt am Cape Reinga verlassen…..