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Yosemite Nationalpark

Lange Anfahrt

Endlich hatte es geklappt! Zufrieden sass ich Mitten in San Francisco im einem kleinen Park vor der Grace Kathedrale und freute mich über die erfolgreiche Reservation eines Campingplatzes in der Nähe des Yosemite National Parks. Der Park ist fast das ganze Jahr über sehr gut besucht und die Campingplätze vor allem im Sommer entsprechend begehrt. Reservationen müssten also frühzeitig vorgenommen werden, was ich natürlich nicht tat. Zusätzlich waren in diesem Jahr wegen des ausserordentlich schneereichen Winters einige Zufahrtsstrassen und Campingplätze noch gar nicht geöffnet. Auf Grund dieser schwierigen Ausgangslage hatte ich den grossartigen Plan, einen der nächstgelegenen Campingplätze ausserhalb des Parks zu reservieren und dann jeden Tag ins Yosemite Valley hinein und wieder zurück zu fahren.

Am nächsten Abend kamen wir nach einer längeren Anfahrt beim besagten Campingplatz an. Eine der ersten Informationen, welche ich an der Rezeption erhielt war, dass sich an jenem Nachmittag ein Felssturz auf der Zufahrtsstrasse, kurz vor dem Eingang zum Nationalpark, ereignet hatte. Die Strasse wurde stark beschädigt und war somit auf unbestimmte Zeit geschlossen. Um von Campingplatz in den Park zu gelangen war nun anstatt einer halbstündigen Anfahrt ein dreistündiger Umweg notwendig. Was für ein Frust!

Da wir aber schon so nahe dran waren und ich mir den Yosemite Nationalpark auf keinen Fall entgehen lassen wollte musste mein grossartigen Plan halt geändert werden. Wir beschlossen, eine Nacht auf dem reservierten Campingplatz zu bleiben und am nächsten Tag unser Glück auf einem anderen Übernachtungsplatz in der Nähe des Westeingangs am Highway Nr.120 zu versuchen. So fuhren wir am nächsten Morgen bereits früh los und erreichten 65km vor dem Yosemite Valley einen First-Come-First-Serve-Campingplatz. Und wir hatten Glück! Als wir eintrafen wurde gerade ein Stellplatz frei. Also füllten wir schnell den Registrationszettel aus und fuhren gleich weiter Richtung Nationalpark.

Die Fahrt dauerte noch einmal gut eine Stunde bis wir im Haupttal ankamen. Dort befinden sich die Ausgangspunkte zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und auch die Startpunkte der meisten Wanderwege. Mit Hilfe der offiziellen Yosemite Nationalpark Karte, welche wir am Parkeingang erhielten, konnten wir uns einfach orientieren.

 

Tunnel View

Den ersten Stopp machten wir beim Aussichtspunkt Tunnel View, von wo aus man die berühmte und viel fotografierte Sicht über das Yosemite-Tal geniessen kann. Mit viel Glück fanden wir auf Anhieb einen Parkplatz und machten uns dann zu Fuss auf den Weg zum Inspiration Point, der rund 2km hangaufwärts liegt. Von dort oben war die Aussicht fast noch eindrücklicher und wir waren ganz allein, weit weg von den Touristenmassen, welche beim Parkplatz blieben. Diese Sicht auf das berühmte Tal hatte ich schon so oft auf Bildern gesehen und die Realität enttäuschte mich nicht.

Yosemite Nationalpark - Aussicht vom Inspiration Point auf das Yosemite Valley
Aussicht vom Inspiration Point auf das Yosemite Valley

Mirror Lake

Wieder zurück beim Camper fuhren wir als nächstes zum Besucherzentrum und machten uns erneut auf die Suche nach einem Parkplatz. Die Anzahl der Autos und das Verkehrsaufkommen waren enorm. Und das mitten in einem Nationalpark, also eigentlich mitten in der Natur. Glücklicherweise mussten wir erneut nicht lange warten bis ein Parkplatz frei wurde. Wir wollten einen weiteren, kurzen Spaziergang zum 2km entfernten Mirror Lake machen. Der See, welcher eigentlich gar kein See, sondern nur eine breite Flussstelle ist, liegt direkt am Fusse des Half Dome. Wenn die Wasseroberfläche ruhig genug ist spiegeln sich die Berge wieder. Ich setzte mich ans Ufer und genosse die Sicht auf die imposanten Felswände und natürlich den bekannten Half Dome.

Yosemite Nationalpark - Sicht vom Mirror Lake Richtung Half Dome
Sicht vom Mirror Lake Richtung Half Dome

Die Zeit verging viel zu schnell und schon bald mussten wir uns wieder auf die einstündige Rückfahrt zum reservierten Übernachtungsplatz machen. Kurz bevor wir aus dem Park hinaus fahren wollten kamen plötzlich alle Autos vor uns zum Stehen. Bald sahen wir auch den Grund. Links neben der Strasse standen zwei Bären mitten in einer saftig grünen Wiese und waren am Fressen. Bären in freier Wildbahn neben einer Strasse voller Autos und Touristenmassen mit Fotoausrüstung. Verrückt, aber eindrücklich!

 

Yosemite Fall

Am nächsten Morgen fuhren wir früh los um noch vor dem grossen Verkehrsaufkommen im Haupttal einzutreffen. Wir parkten unseren Campervan diesmal am Strassenrand und liefen zum angrenzenden Picknickareal Sentinel Beach. Von dort hat man eine grandiose Sicht auf den Yosemite Wasserfall, einem der höchsten Wasserfälle Nordamerikas. Auf Grund der enormen Schneemengen vom letzten Winter und dem überdurchschnittlich nassen Frühling führte nicht nur der Yosemite Fall, sondern alle Wasserfälle, extrem viel Wasser und waren äusserst eindrücklicher anzuschauen.

Yosemite Nationalpark - Beste Aussicht vom Sentinel Beach auf den Yosemite Fall
Beste Aussicht vom Sentinel Beach auf den Yosemite Fall

Glacier Point

Anschliessend machten wir uns auf den 4 Miles Trail zum Glacier Point. Dieser Weg führt 6.4km und über 1000 Höhenmeter vom Talboden zu einem grandiosen Aussichtspunkt. Begleitet wurden wir von den tosenden Wassermassen des gegenüberliegenden Yosemite Fall. Nur schon das donnernde Geräusch war eindrücklich. Und es eröffneten sich immer wieder herrliche Aussichten auf den riesigen Wasserfall.

Yosemite Nationalpark - Aussicht vom 4 Miles Trail auf den Yosemite Fall
Aussicht vom 4 Miles Trail auf den Yosemite Fall

Der Weg war gut ausgebaut und einfach zu begehen, die Höhenmeter waren aber trotzdem nicht zu unterschätzen. Wir waren froh, bereits am Vormittag gestartet zu sein da wir so fast den gesamten Anstieg im Schatten laufen konnten. Beim Glacier Point angekommen wurden wir mit einem wunderschönen Panorama über das Tal, den berühmten Half Dome, den beeindruckenden Nevada Fall und die immer noch schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada belohnt. Ein traumhafter Anblick.

Yosemite Nationalpark - Aussicht vom Glacier Point auf den Half Dome
Aussicht vom Glacier Point auf den Half Dome
Yosemite Nationalpark - Aussicht vom Glacier Point auf den Nevada Fall
Aussicht vom Glacier Point auf den Nevada Fall

Nach einem leckeren Picknick machten wir uns an den langen Abstieg. Schon fast beim Auto angekommen lief plötzlich von der rechten Seite ein kleiner Schwarzbär direkt vor mir über den Wanderweg und versteckte sich links vom Weg hinter einem Baumstrunk. Ich weiss nicht wer mehr erschrocken ist, der Bär oder ich. Da sich der Bär sehr zurückhaltend und scheu zeigte blieb ich zuerst ebenfalls ruhig stehen und lief dann langsam weiter. Ich konnte diese Begegnung kaum fassen. Was für ein Erlebnis!

Nach dem anstrengenden und ereignisreichen Abstieg hatten wir wenig Lust, wieder eine Stunde zurück zum Übernachtungsplatz zu fahren. Also entschlossen wir, unser Glück bei einem der Campingplätze im Yosemite Valley selber zu versuchen, welche eigentlich alle schon länger ausgebucht waren. Ich wendete die Spekulations-Variante an, bei der man beim Registrierungsbüro vorbei geht, sich in die meistens sehr lange Schlange stellt und hofft, noch einen kurzfristig wieder frei gewordenen Platz zu ergattern. Ich stellte mich mit wenig Hoffnung auf Erfolg ans Ende der langen Schlange. Schon kurz darauf sprach mich ein Deutscher an und fragte, ob ich auf der Suche nach einem Campingplatz sei. Da er selber unvorhergesehen frühzeitig abreisen musste bot er mir seinen Platz an. Bei so viel Glück brauchte ich nicht lange zu überlegen. So konnten wir uns die lange Fahrt aus dem Park hinaus und am nächsten Tag zurück ins Tal sparen und einen gemütlichen Abend ohne langes Fahren geniessen.

 

Vernal und Nevada Fall

Zudem konnten wir am nächsten Morgen schon früh zu unserer dritten Wanderung aufbrechen. Diesmal waren der Vernal Fall und Nevada Fall das Ziel, welche über einen 11km langen Rundweg zu erreichen sind. Zuerst kamen wir am unteren Vernal-Wasserfall vorbei. Der Weg führte direkt an den tosenden Wasserfall heran. Durch die Gischt waren wir beide schnell klatsch nass. Vor allem die Wucht der enormen Wassermassen so nahe zu spüren war äusserst eindrücklich. Hier ein Foto zu machen war leider unmöglich. Da es ein sonniger und warmer Tag war, waren unsere Kleider aber schnell wieder trocken und der Aufstieg zum Nevada Fall konnte weiter gehen.

Und auch der zweite Wasserfall enttäuschte nicht. Obwohl wir nicht mehr so nahe an den Fuss des Wasserfalls heran kamen wie noch beim Vernal Fall, war der Nevada Fall mit seiner Höhe nochmals imposanter zu bestaunen. Hier konnte man direkt an der senkrechten Abbruchkante stehen, was äusserst eindrücklich war.

Yosemite Nationalpark - Nevada Fall
Nevada Fall

Fazit

Diese Wanderung war der krönende Abschluss des Yosemite Nationalpark Besuchs. Wir hatten wohl ein gutes Jahr ausgesucht, um das Yosemite Valley zu besuchen. Aufgrund des äusserst schneereichen Winters und des sehr nassen Frühlings führten die Flüsse enorme Wassermengen. Alle Wasserfälle boten dadurch ein gigantisches Spektakel, das ich so schnell nicht mehr vergessen werden. Obschon mir das Tal enorm gut gefallen hat und ich mich an der Landschaft fast nicht satt sehen konnten, hatte ich die enormen Touristenmassen, den Verkehr und die ständige Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten satt. So machten wir uns auf den Weg Richtung Kings Canyon und Sequoia National Park.

 

Alle Informationen zum Yosemite Nationalpark findest du zusammengefasst in meinen Reisetipps zur USA (Destinationen – Yosemite Nationalpark) und übersichtlich markiert auf der USA-Karte.

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