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Kings Canyon und Sequoia Nationalpark

Anfahrt

Wir fuhren über eine unendlich weite Fläche, dominiert von braunem Gras, dazwischen sanfte Hügel und ein paar einsame Farmen mit den typischen Windrädern, genau so wie man es aus den Filmen vom wilden Westen kennt. Noch konnte ich mir auf dieser kargen Ebene nicht vorstellen, dass in der Nähe die mächtigsten Bäume der Erde stehen sollen. Wir befanden uns auf dem Weg in die beiden zusammenhängenden Nationalpärke Kings Canyon und Sequoia.

Schon bald stieg die Strasse an und wir gewannen schnell an Höhe. Es wurde auch wieder kühler und angenehmer. Nachdem wir beim Parkeingang wie üblich eine Informationszeitung mit Karte gefasst hatten fuhren wir als erstes zum Grant Grove Visitor Center, das im nördlicher gelegenen Kings Canyon Nationalpark kurz vor dem Eingang in die Schlucht liegt. Hier befand sich auch unser erster Übernachtungsplatz. Da es Samstag Nachmittag war, waren die Plätze gut belegt. Die Amerikaner verbringen ihre Wochenenden gerne in den Nationalpärken der Sierra Nevada. Wir hatten Glück und ergatterten uns einen der letzten Stellplätze.

Die beiden Nationalpärke sind unter anderem für die Riesenmammutbäume, sogenannte Sequoias, bekannt. Diese riesigen Bäume können bis zu 95m hoch wachsen und einen Stammdurchmesser von über 17m aufweisen. Ihr Alter kann über 2500 Jahre betragen und sie kommen lediglich an speziellen Standorten vor, wo die Bedingungen perfekt passen. Nur so erreichen diese Riesenbäume solche beeindruckenden Zahlen. Vor allem ihre Abhängigkeit vom Feuer ist äusserst spannend. Die Flammen säubern nämlich den Untergrund, Schädlinge und Dickicht werden entfernt und neue Bäume können dann heranwachsen. Das Feuer selber kann ausgewachsenen Riesen kaum etwas anhaben, da sie sich mit ihrer Rinde gezielt schützen. Lediglich, zum Teil riesige, Brandnarben bleiben nach einem Grossbrand zurück, welche aber über die Zeit wieder verwachsen können.

 

General Grant Tree

Unser Campingplatz befand sich gleich in der Nähe des General Grant Tree, einem der grössten Bäume der Erde. So konnten wir ihm noch am selben Abend einen kurzen Besuch abstatten. Schon auf dem Weg dorthin sahen wir einige stattliche Sequoia-Exemplare. Unter anderem konnten wir sogar durch einen vor Jahrzehnten umgefallenen Sequoia-Baum hindurchlaufen und so die imposanten Dimensionen dieser Riesen nachempfinden.

Kings Canyon Nationalpark - Umgestürzter Sequoia-Baum beim General Grant Tree
Umgestürzter Sequoia-Baum beim General Grant Tree

Der General Grant Tree war dann aber doch nochmals eine Nummer grösser. Unbeeindruckt steht er seit über 1700 Jahren an seinem Platz. Mit 81.1m Höhe zählt er zwar nicht zu den höchsten, mit 8.85m ist er aber der zweitmächtigste Baum im Durchmesser, was ihn insgesamt zum zweitgrössten Baum der Erde, gemessen am Volumen, macht. Ein riesen Ding, ich war schwer begeistert und beeindruckt.

Kings Canyon Nationalpark - General Grant Tree
General Grant Tree
Kings Canyon Nationalpark - General Grant Tree
General Grant Tree

Panoramic Point

Am nächsten Morgen fuhren wir zuerst den Panoramic Point an. Dort oben bot sich eine herrliche Sicht auf die noch schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada, die weiten Nadelwälder und den imposanten Kings Canyon, eine Schlucht tiefer als der Grand Canyon. Dort hin wollten wir dann am nächsten Tag.

Kings Canyon Nationalpark - Aussicht vom Kings Canyon Panoramic Point auf den Kings Canyon
Aussicht vom Kings Canyon Panoramic Point auf den Kings Canyon

Redwood Mountain Grove

Unsere nächster Halt war zuerst ein nahe gelegener Waldabschnitt, in welchem ausgeschilderte Rundwanderwege zu einer Vielzahl an Sequoias führen. Über eine kurze Schotterstrasse erreichten wir die Redwood Mountain Grove.

Kings Canyon Nationalpark - Fahrt zum Redwood Canyon Trailhead
Fahrt zum Redwood Canyon Trailhead

Wir schnürten die Wanderschuhe und liessen uns von den Riesen-Sequoias verzaubern. Die mächtigen Stämme und die imposante Grösse dieser Bäume beeindruckten mich enorm und ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Kings Canyon Nationalpark - Sequoia-Baum auf einem Trail des Redwood Canyon Trailhead
Sequoia-Baum auf einem Trail des Redwood Canyon Trailhead

Kings Canyon

Am nächsten Tag ging es wie geplant hinein in den Kings Canyon, eine Schlucht, die von den höchsten Gipfeln zum Talboden bis 2500m tief ist. Der Eingang zur Schlucht ist sehr schroff mit steil abfallenden Felswänden, ein typisches V-Tal. Wir steuerten auf der Fahrt diverse Aussichtspunkte wie etwa die Junction View an. Mich beeindruckten aber vor allem die tosenden Wassermassen des Kings River. Wie schon im Yosemite Nationalpark führte auch hier der Fluss wegen des äusserst schneereichen Winters und nassen Frühlings überdurchschnittlich viel Wasser und ich konnte mir gut vorstellen, wie sich der Fluss im Laufe der Jahrtausende durch die Gesteinsschichten arbeitete.

Kings Canyon Nationalpark - Tosende Wassermassen des South Fork Kings River
Tosende Wassermassen des South Fork Kings River

In der Nähe von Cedar Grove, dem Hauptort des Tals, änderte plötzlich die Talform. Der hintere Teil des Kings Canyon wurde während der letzten Eiszeit von einem Gletscher geformt und so wurde der Talboden entsprechend flacher und breiter. Mir gefiel die Landschaft mit den lichten Wäldern und dem Blick auf die hoch aufragenden Berge äusserst gut.

Aufgrund des vielen Wassers konnten wir leider den Rundweg bei der Zumwald Meadow wegen Überflutung nur teilweise begehen. Da wir eigentlich wegen den grossen und mächtigen Sequoia-Bäumen in dieser Region waren, machten wir uns am nächsten Morgen bereits wieder auf den Rückweg und fuhren weiter zum angrenzenden Sequoia Nationalpark.

 

Sequoia Nationalpark

Als wir am folgenden Tag bei Lodgepole endlich einen Stellplatz ergattert hatten war es schon Nachmittag. Deshalb steuerten wir mit dem Campervan noch einige kleine Sehenswürdigkeiten an und verschoben das Wandern auf die nächsten Tage.

Als erstes fuhren wir zum Moro Rock, einem beeindruckenden Granitfelsen, welcher durch die Erosion der umliegenden Gesteinsschichten frei gelegt wurde. Der Aufstieg war ziemlich ausgesetzt und abenteuerlich, aber sehr gut abgesichert. Die Mühe lohnt sich, denn von oben kann man eine herrliche Rundumsicht geniessen.

Sequoia Nationalpark - Aussicht vom Moro Rock
Aussicht vom Moro Rock

Weiter ging es durch den Tunnel Log, einem umgefallenen Sequoia-Riesen, durch den man sogar mit einem Campervan hindurchfahren konnte, bis zur Crescent Meadow. Dort liefen wir einen kurzen, aber schönen Rundweg zum Tharps Log, einem umgefallenen Sequoia-Baum, in dem einst die ersten Siedler hausten.

Sequoia Nationalpark - Tharps Log in der Crescend Meadow. Ein umgefallener Sequoia-Baum, der einst als Behausung der ersten Siedler diente.
Tharps Log in der Crescend Meadow. Ein umgefallener Sequoia-Baum, der einst als Behausung der ersten Siedler diente.

Auf dem Rückweg erspähte ich sogar noch einen Bären, der sich in einer saftig grünen Wiese den Bauch voll schlug. Leider hatte ich das Teleobjektiv im Campervan liegen gelassen. So gibt es leider keine Beweisfotos. Dieser Fehler sollte mir aber nicht noch einmal passieren und fortan kam das grosse Objektiv immer mit. Dafür konnten wir einige weitere, stattliche Sequoia-Riesen in aller Ruhe bestaunen.

Sequoia Nationalpark - Sequoia-Baum
Sequoia-Baum
Sequoia Nationalpark - Sequoia-Baum
Sequoia-Baum

Zum Abschluss des Tages liefen wir noch den kurzen Big Tree Trail Rundweg, welcher sich direkt hinter dem Giant Forest Museum befindet. Und schon hier wurde ich belohnt, das Teleobjektiv mitgenommen zu haben. Ein weiterer Bär graste im Abendlicht auf der Wiese, inmitten von Riesen-Sequoias.

Sequoia Nationalpark - Schwarzbär auf dem Big Trees Trail
Schwarzbär auf dem Big Trees Trail

Ich kam recht nahe an den Bären heran. Es war mir schon irgendwie etwas mulmig zumute, so nahe an einem wilden Bären zu stehen, ohne jegliche Abschrankung zwischen uns. Für mich eine eindrückliche Begegnung, der Bär war sich die beobachtenden Touristen wohl bereits gewohnt und frass unbeeindruckt weiter.

Sequoia Nationalpark - Schwarzbär auf dem Big Trees Trail
Schwarzbär auf dem Big Trees Trail
Sequoia Nationalpark - Schwarzbär auf dem Big Trees Trail
Schwarzbär auf dem Big Trees Trail

General Sherman Tree – der grösste Baum der Erde

Am nächsten Tag wollten wir nun endlich den grössten Baum der Erde, gemessen am Volumen, bestaunen. Gleich beim Campingplatz, wo wir übernachtet hatten, startete ein Wanderweg, der direkt zum General Sherman Tree führen sollte. Der Weg an sich war schön zu gehen, es tat aber vor allem gut, sich mal wieder etwas länger zu bewegen. Nach gut 1.5h kamen wir beim Riesen an.

Sequoia Nationalpark - General Sherman Tree. Der grösste Baum der Erde.
General Sherman Tree. Der grösste Baum der Erde.

Es war schwierig, die imposante Grösse fassen zu können. Er schien mir auf den ersten Blick nicht deutlich grösser als andere Exemplare, welche ich bereits gesehen hatte. Sein Stammdurchmesser von 8.25m, seine 31.12m Umfang an der Basis und seine 83,3m Höhe sind aber doch beachtliche Zahlen. Und mit seinen 1900-2500 Jahren hat er sicher schon so einiges gesehen. Ich zumindest sah nicht mehr viel von der Umgebung als ich direkt am Stamm stand.

Der weitere Weg über den Congress Trail bis zum Museum führte uns zu weiteren stattlichen Sequoia-Exemplaren, welche nicht minder beeindruckend waren.

Sequoia Nationalpark - Sequoia-Bäume
Sequoia-Bäume

Cohoon Meadow

Am letzten Tag wollten wir nochmals eine etwas ausgedehntere Wanderung unternehmen. Diesmal sollte es über die Cohoon Meadow bis zum Cohoon Gap gehen. Auf diesem Wanderweg sahen wir zwar keine Riesensequoias mehr, dafür war aber der Weg an sich sehr schön zu gehen. Der Unterwuchs des Waldes war dichter als in den nahegelegenen Sequoiawäldern und so begleitete mich ständig ein mulmiges Gefühl, ob doch nicht ein Bär hinter der nächsten Kurve oder hinter dem nächsten Baum lauern würde.

Die Cohoon Meadow selber ist eine schöne, offene Grasfläche in Mitten von dichtem Nadelwald. Vom Cohoon Gap kann ich leider nicht berichten da wir es nicht bis zum Übergang ins nächste Tal geschafft hatten. Ganz oben, kurz vor dem höchsten Punkt, lag nämlich vom letzten Winter noch so viel Schnee an den schattigen Plätzen, dass wir den Weg nicht mehr finden konnten. Aus Sicherheitsgründen entschieden wir uns, umzukehren und bei der Cohoon Meadow eine ausgiebige Mittagspause zu machen, bevor es zurück zum Campingplatz ging.

Sequoia Nationalpark - Cohoon Meadow
Cohoon Meadow

Fazit

Die Tage im Kings Canyon und Sequoia Nationalpark haben mir äusserst gut gefallen. Vor allem die riesigen Bäume waren äusserst beeindruckend und sie wirkten in echt nochmals eine Nummer grösser und imposanter als auf den Fotos.

Die Zeiteinteilung für den Besuch der beiden zusammenhängenden Nationalpärke empfand ich, auch im Nachhinein, als optimal. An einem bis zwei Tagen kann man sich die Sehenswürdigkeiten beim Eingang in den Kings Canyon anschauen und an einem weiteren Tag dann inklusive Übernachtung in die Schlucht hinein fahren. Im Sequoia Nationalpark empfehle ich dir, mindestens zwei Tage einzurechnen um die verschiedenen Sehenswürdigkeiten anzusteuern. Wer gerne wandert kann gut noch einen weiteren Tag anhängen, Wandermöglichkeiten gibt es viele.

Solltest du weniger Zeit haben empfehlen ich dir einen Tag beim Eingang in den Kings Canyon. Die Schlucht selber kann auch ausgelassen werden, da sind die anderen Sehenswürdigkeiten beeindruckender. Mindestens einen ganzen, besser zwei Tage, schlagen ich dir für den Sequoia Nationalpark vor.

Sequoia Nationalpark - Strasse im Sequoia Nationalpark
Strasse im Sequoia Nationalpark

Wie immer habe ich dir alles Wichtige zu den beiden Nationalpärke übersichtlich in meinen Reisetipps zur USA (Destinationen – Kings Canyon und Sequoia Nationalpark) zusammengefasst. Zudem findest du auch alle genannten Ziele auf der USA-Karte.

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