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Glacier Nationalpark

Die Reise ging weiter Richtung Norden, hinein in die zerklüftete Bergwelt der Rocky Mountains und hinauf zu den Gletschern des Glacier Nationalparks. Der Park wurde auf Grund der einmaligen Gletscherlandschaft gegründet. Diese wurde aber in den letzten Jahren arg in Mitleidenschaft gezogen. Von den ehemals majestätischen Gletschern ist nur noch ein Bruchteil vorhanden. Gemäss Berechnungen von Experten werden die letzten Gletscher bereits im Jahr 2020 endgültig verschwinden. Ein weiteres, trauriges Resultat der Klimaerwärmung.

Das Gebiet des Glacier Nationalparks liegt nahe der kanadischen Grenze und dient bereits seit Jahren zur Erforschung der Auswirkungen des Klimawandels. Es ist sehr schade, dass die US-Regierung diesen offensichtlichen Veränderungen direkt vor ihrer eigenen Haustüre nicht mehr Beachtung schenkt.

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Die Berglandschaft des Parks ist aber auch ohne die Gletscher immer noch sehr malerisch und eindrücklich. Es fehlt aber das Gewisse etwas. Gemäss alten Fotografien war die Landschaft vor hundert Jahren mit dem Eis der imposanten Gletscher noch um einiges eindrücklicher.

Wir wollten den Park vor allem auf den zahlreichen Wanderwegen erkunden. Zuerst waren wir im Gebiet des Avalanche Creek unterwegs, danach genossen wir zwei Wanderungen auf dem Logan Pass und unseren Besuch schlossen wir mit einer Wanderung in der Region von Many Glaciers ab.

 

Avalanche Creek

Nach einem Ruhetag vor dem Westeingang des Parks suchten wir frühmorgens einen Stellplatz auf dem Avalanche Creek Campingplatz. Das frühe Aufstehen lohnte sich und wir wurden schnell fündig. Nach einem leckeren Frühstück mit Kaffee und Pancakes machten wir uns auf den Weg Richtung Avalanche Lake.

Die Wanderung führte direkt vom Campingplatz entlang des Avalanche Creek, einem rauschenden Wildbach, der durch einen dichten Wald ins Tal fliesst. Nach knapp vier Kilometern Aufstieg lichtete sich der Wald und gab den Blick frei auf den smaragdgrünen Avalanche Lake. Wir genossen ein Picknick am Seeufer, die wärmenden Sonnenstrahlen und die Aussicht auf die steilen Felswände rund um den See.

Glacier Nationalpark - Avalanche Lake
Avalanche Lake

Logan Pass

Am nächsten Tag fuhren wir auf der spektakulären Going-to-the-Sun-Panoramastrasse auf den Logan Pass. Die Amerikaner sind sehr stolz auf die Baukunst dieser Bergstrasse. Wir sahen zwar keinen grossen Unterschied zu normalen Bergstrassen in der Schweiz und diese wurden sogar noch einige Jahrzehnte vorher gebaut, aber sie bot trotzdem einige nette Passagen und wunderschöne Aussichten. An diesem Tag verschleierten jedoch immer wieder Nebelschwaden die Gipfel.

Glacier Nationalpark - Sicht vom Highline Trail auf die Going-To-The-Sun-Road
Sicht vom Highline Trail auf die Going-To-The-Sun-Road

Wir versuchten beim Besucherzentrum einen Parkplatz zu finden. Dort war aber bereits vor 9 Uhr alles überfüllt und es gab keinen einzigen freien Platz mehr. Etwas unterhalb vom Pass, nach der zweiten Kurve, entdeckten wir am Strassenrand zum Glück einen freien Ausstellplatz.

Leider besserte sich auch nach der Parkplatzsuche das Wetter nicht merklich. Trotzdem beschlossen wir, den Highline Trail, der über die Garden Wall zum Loop der Panoramastrasse führt, in Angriff zu nehmen. Der Wanderweg verläuft oberhalb eines steil abfallenden Felsbandes. Der Weg war aber nie wirklich ausgesetzt und gut zu gehen. Die Wolkenschwaden verzogen sich zum Glück gegen Mittag und so eröffneten sich sehr schöne Weitblicke auf die Gipfel und Schluchten des Glacier Nationalparks.

Glacier Nationalpark - Highline Trail
Highline Trail
Glacier Nationalpark - Highline Trail
Highline Trail

Später durchquerten wir blühende Wiesen und karge Steinlandschaften bis wir das Granit Park Chalet erreichten. Von dort führte der Weg steil bergab und zurück zur Panoramastrasse, von wo wir bequem per Shuttlebus zurück zum Campervan auf dem Logan Pass fahren konnten.

Der nächste Tag startete mit blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein. Erneut machten wir uns über die Panoramastrasse auf den Weg zum Logan Pass und parkten unseren Van wieder an derselben Stelle wie am Vortag. Vom Besucherzentrum startet eine weitere schöne Wanderung zum Hidden Lake. Dieser See liegt sehr malerisch hinter einer Kuppe, umgeben von Berggipfeln, saftig grünen Wiesen und lichtem Wald.

Glacier Nationalpark - Hidden Lake
Hidden Lake

Diese Umgebung ist auch das bevorzugte Gebiet der weissen Bergziegen, welche ungestört neben dem Wanderweg grasten.

Glacier Nationalpark - Bergziege beim Hidden Lake
Bergziege beim Hidden Lake

Zudem konnten wir riesige, fette Murmeltiere beobachten, welche sich auf den Felsen an der Sonne aufwärmten. Es verwunderte mich, wie wenig Scheu diese Tiere zeigten. Sie sind sich die vielen Touristen offensichtlich bestens gewohnt.

Glacier Nationalpark - Murmeltier beim Hidden Lake
Murmeltier beim Hidden Lake

Many Glacier

Am nächsten Morgen starteten wir wiederum sehr früh und machten uns noch vor dem Frühstück auf den Weg in den Osten des Nationalparks, zum Rising Sun Campingplatz. Wir wollten von dort aus noch den nördlich gelegenen Parkteil Many Glacier besuchen. Das frühe Aufstehen lohnte sich auch diesmal und wir konnten uns gerade noch einen Stellplatz sichern.

Nach dem stärkenden Frühstück machten wir uns auf den Weg in das Gebiet von Many Glacier, das weitere schöne Wandermöglichkeiten bietet. Wir entschieden uns zum Grinnell Lake zu laufen.

Rund um den türkisfarbenen See ragen steile Felsen in den Himmel empor. Vom höhergelegenen Grinnell-Gletscher fliesst ein Bach und ein wunderschöner Wasserfall den Felsen entlang. Das Gletscherwasser gibt dem See seine einzigartige, türkisene Farbe.

Glacier Nationalpark - Grinnell Lake
Grinnell Lake

Auf dem Weg zurück zum Ausgangspunkt liefen wir an einem Fluss entlang. Wir waren in ein Gespräch vertieft, als wir plötzlich mitten im Wasser ein riesiges Tier stehen sahen. Es war ein Elch-Weibchen, das sich an den Wasserpflanzen satt frass. Die Grösse des Tiers war enorm eindrücklich.

Glacier Nationalpark - Elch bei Many Galcier
Elch bei Many Galcier

Obschon das Weibchen sehr sanft und gutmütig schien, sollte man Elche nur aus sicherer Distanz beobachten. Die Tiere fühlen sich, wenn man ihnen zu nahe kommt, bedroht und reagieren oft aggressiv. Voller Faszination beobachteten wir vom Ufer aus eine Weile dieses Elch-Weibchen beim Fressen.

Glacier Nationalpark - Elch bei Many Galcier
Elch bei Many Galcier

Zurück auf dem Campingplatz wies uns unser Nachbar darauf hin, dass vor kurzem eine Bärenmutter mit ihren Jungen durch die Stellplätze spaziert sei und wir vorsichtig sein sollen, denn Bärenmütter verteidigen ihre Jungen und können aggressiv reagieren. Und tatsächlich, etwas später sahen wir die Mutter einige Stellplätze weiter den Camping durchqueren. Die Jungen blieben etwas oberhalb am Hang und hielten sich vornehmlich zurück. Nach kurzer Zeit zottelte die Bärenfamilie davon.

Glacier Nationalpark - Schwarbär beim Rising Sun Campground
Schwarzbär beim Rising Sun Campground
Glacier Nationalpark - Schwarbär beim Rising Sun Campground
Schwarzbär beim Rising Sun Campground

Die Bärenfamilie war auch am nächsten Morgen noch in der Nähe des Campingplatzes und eine Rangerin wies uns freundlich darauf hin, uns vorsichtig zu verhalten und keine Lebensmittel herumliegen zu lassen. Sie erklärte uns zudem, dass sich die Bärin schon länger in diesem Gebiet um den Campingplatz aufhalte und sie diese Region als ideal für die Aufzucht ihrer Jungen ansehe. Sie fühle sich hier scheinbar vor männlichen Bären geschützt. Alle Versuche, die Bärin von dieser Region zu verjagen, seien bisher erfolglos gewesen. Die Ranger beobachteten jedoch die Bärin genau und schauten auch, dass sie sich nicht an den Menschen gewöhnten.

 

Fazit

Der Glacier Nationalpark bietet wunderbare Wandermöglichkeiten in einer malerischen Berglandschaft. Ich genoss die Bewegung an der frischen Luft und fühlte mich schon fast wie zu Hause. Die Landschaft erinnerte mich, wie schon im Grand Teton Nationalpark, sehr oft an die Alpen und die Bergseen in der Schweiz.

Die Beobachtung der Wildtiere war aber etwas sehr spezielles, das ich in diesem Zusammenhang noch nicht kannte. Endlich sahen wir einen Elch in freier Wildbahn und auch die Beobachtung der Bärenfamilie war ein äusserst interessantes Erlebnis.

Trotzdem stimmte mich der Glacier Nationalpark etwas nachdenklich. Hier waren die Auswirkungen des Klimawandels direkt und deutlich zu sehen. Es ist sehr tragisch, dass in dieser Region schon bald alle Gletscher verschwunden sein werden, die einst dieser wundervollen Landschaft ihren Namen gegeben haben.

 

Falls du den Glacier Nationalpark selbst einmal erkunden möchtest findest du alle wichtigen Informationen zusammengefasst in meinen Reisetipps zur USA (Destinationen – Glacier Nationalpark). Zudem habe ich alle besuchten Orte auch auf der USA-Karte eingezeichnet.

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